Mirli´s Lesecafé – Maybe one day

Meine Lieben, da mir selbst gerade etwas Lesenachschub fehlt und ich die schlechte Angewohnheit habe, von mir auf andere zu schließen, ziehe ich jetzt einfach einmal in Betracht, dass es dem einen oder anderen von euch vielleicht zurzeit wie mir geht. Zwar kann ich mir selbst damit nicht aus der Patsche helfen (ich werde wohl demnächst über meinen Buchdealer des Vertrauens herfallen müssen), aber euren Lesehunger kann ich definitiv stillen. Der Roman, den ich heute für euch vorbereitet habe, ist an einem Adventsamstag in meinen Einkaufskorb gewandert. Wenn ihr gleich den Klappentext lest, werdet ihr sofort wissen, warum ich nicht widerstehen konnte – zumindest all jene, die mich bereits ein bisschen besser kennen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich “Maybe one day” tatsächlich als reinen Liebesroman kategorisieren würde, denn im Endeffekt ist es so, dass wir Jess, die Hauptprotagonistin, mehr oder weniger allein auf ihrer Reise begleiten.
Ach, wisst ihr was, ich rede hier gar nicht lang herum, ich versorge euch nur noch schnell mit den “Pflegehinweisen”. Solltet ihr sie inzwischen vergessen haben oder neu zu uns gestoßen sein, dann passt gut auf: wir tauchen gleich gemeinsam in eine extrem ans Herz gehende Geschichte ein. Insofern wäre es ratsam, wenn ihr euch ein paar Taschentücher bereitlegt, Kuscheldecke und eine Kanne Tee ist sowieso Pflichtprogramm und es ist ein Moment für die guten Kekse – ja, das Buch ist eindeutig ein Kandidat für die guten Kekse. Macht es euch gemütlich, ihr Lieben, denn ich entführe euch gleich an so ziemlich jeden meiner Lieblingsorte und stelle euch Joe vor, in den ich mich, glaube ich, ein klein wenig verliebt habe. Wie so ziemlich jeder, der ihm in seinem Leben bisher begegnet ist … Alles Liebe, x S.Mirli!

Buchvorstellung “Maybe one day”

Autor: Debra Johnson
Erscheinungsdatum: 26. Mai 2021 im FISCHER Krüger Verlang
Seitenanzahl: 400 
Preis bei Amazon: 15,42€

Autor: Debra Johnson lebt und arbeitet in Liverpool, wo sie ihre Zeit damit verbringt, zu schreiben, sich um eine kleine Herde von Kindern und Tieren zu kümmern und den Haushalt nicht zu machen. Sie hat viele Jahre als Journalistin gearbeitet, bevor sie beschloss, lieber ihre eigenen Geschichten zu erfinden, als die anderer Leute zu erzählen.

Inhalt laut Klappentext: Viele Jahre hat Jess geglaubt, dass ihre große Liebe Joe sie verlassen hat, als sie ihn am meisten brauchte. Doch dann entdeckt sie in ihrem Elternhaus eine versteckte Kiste mit Karten und Briefen, die sie nie erhalten hat. Beflügelt von Joes liebevollen Worten, folgt sie seinen Spuren. Zusammen mit ihrem Cousin Michael und ihrer Freundin Belinda startet sie zu einem verrückten Roadtrip, der sie von Manchester über Irland, London und Cornwall bis nach New York führt. Obwohl so viel Zeit verstrichen ist, hofft Jess in ihrem tiefsten Inneren, dass sie Joe findet und sie eines Tages wieder zusammen sein werden.
Ein zärtlicher und bewegender Roman, der einem das Herz bricht – und es wieder zusammensetzt.

“Schau mich an, schau mich an … Willst du nicht wissen, was ich bin? Willst du nicht meine Geheimnisse ans Licht zerren?”

Stell dir vor, du triffst mit siebzehn deine große Liebe – diese ganz große Liebe. Du denkst, du bist angekommen, weißt, wohin sich dein Leben entwickeln wird und dann passiert ein tragisches Unglück, dass dir den Boden unter den Füßen wegreißt. Dein einziger Anker ist deine Familie. Du vertraust ihnen, sie helfen dir und holen dich zurück ins Leben.
Und dann erfährst du über zwanzig Jahre später, dass alles eine Lüge war.

“Mit mir geschah viel nach diesem ersten Tag. Alles veränderte sich, und nichts war je wieder wie zuvor. Meine ganze Welt geriet außer Kontrolle, zuerst im besten und dann im schlimmsten Sinn.”

“Maybe one day” wird zum Großteil in der Ich-Form aus Sicht der Hauptprotagonistin Jess erzählt. Doch wir dürfen auch kurze Blicke zurück in die Vergangenheit werfen. Wir blicken durchs Schlüsselloch und erleben, wie Jess und Joe sich zum ersten Mal treffen, wie sie sich ineinander verlieben und für einander die Welt werden. Diese Rückblenden werden im Erzählstil aus der dritten Person geschildert, was das Lesen doch recht spannend macht. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich es schon einmal erlebt habe, dass sich im Laufe einer Geschichte das Erzähl-Stilmittel ändert.

“Ich sitze in der Küche meiner toten Mutter, zusammen mit meinem traumatisierten Cousin, zwischen uns ein Schuhkarton voller Geheimnisse.”

Wir steigen am Tag der Beerdigung von Jess´ Mutter in die Geschichte ein. Jess hat sie die letzten Jahre aufopferungsvoll gepflegt, obwohl sie sich teilweise selbst noch wie ein neugeborenes Fohlen auf wackligen Beinen fühlt. Am Dachboden ihres Elternhauses findet sie einen Karton, der sie schlagartig zurück in die Vergangenheit katapultiert. Eine Vergangenheit, dessen Wahrheit mit der Existenz dieses Schuhkartons vernichtet wird.

“Was bedeutet, dass meine Eltern gelogen haben. Es heißt, dass alles, was ich so lange für wahr gehalten habe, auf einer Lüge beruht. Ich habe mein Leben im Schatten dieser Lüge verbracht, nach Licht hungernd, still überlebend, nie erblühend.”

Debra Johnsons Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Man könnte annehmen, dass das Springen zwischen verschiedenen Erzählweisen irritierend ist, allerdings hat es eher noch zusätzlich den zeitlichen Abstand zwischen den Ereignissen hervorgehoben. Für meinen Geschmack hätten diese Rückblenden gerne noch ausführlicher sein können, wobei bereits diese wenigen Sequenzen ausreichen, um sich in Jess´ “Gegenspieler” Joe zu verlieben.

“Mit mir ist viel passiert, Dinge, die mich verändert haben. Ich bin nicht mehr derselbe Joe, und du bist sicher nicht mehr dieselbe Jess. Ich habe noch nie jemanden so geliebt wie dich – aber ich bin nicht mehr dieser Mann.”

Nicht zum ersten Mal passiert es mir, dass ich in einer Geschichte einen Buchcharakter kennenlerne und mir wünschte, es würde diesen Menschen wirklich geben. Joe ist so jemand. Ein Mensch, von dem ich wünschte, es würde ihn wirklich geben und es würde vor allem viele, viele mehr von ihm geben.
Wir begleiten Jess auf einer Reise. Viele Jahre sind vergangen, eine Zeit, in der sie mit einer Lüge gelebt hat. Jess hat das Gefühl, sie muss Joes Spuren folgen, um herauszufinden, wer er inzwischen geworden ist, was ihn zu dem Mann gemacht hat, der er heute ist.

“Sie hat keine Ahnung, wie sein Leben verlaufen ist oder was nach jenem Tag mit ihm geschehen ist. Sie muss seine Schritte nachverfolgen – denselben Weg wie er gehen, damit sie ihn versteht, wenn wir ihn endlich finden. Es ist, als müsste sie ihn einholen.”

Wie bereits im Klappentext erwähnt, dürfen wir mit Jess, ihrem Cousin Michael und ihrer Freundin Belinda nach Irland, London, Cornwall und schlussendlich New York reisen. Wir lernen Weggefährten von Joe kennen, die alle dasselbe Bild eines außergewöhnlichen Mannes zeichnen. Jess hat Joe das letzte Mal gesehen, als sie faktisch noch Kinder waren und sie hat Angst, wohin diese Reise sie führen könnte. Zu welcher Erkenntnis.
Und ob sie alldem gewachsen ist.

“Meine Mutter gibt nicht einmal zu, dass sie auf die Toilette geht – wie sollte sie darüber sprechen, was mit dir passiert ist? Aber ich habe mir zusammengereimt, dass du … krank warst. Psychisch krank.”

Was musste Jess alles durchmachen? Was hat sie erlebt, dass sie jahrelang in einer psychiatrischen Klinik leben musste? Welches Schicksal hat Joe zu der Person gemacht, die er heute ist? Und ist er überhaupt noch? Was ist bei dem großen Feuer geschehen, bei dem ein Mann ums Leben kam? War es Joe?
Gibst du auf oder gehst du der Sache auf den Grund?

“Du wolltest aus den richtigen Gründen nach Hause fahren – aber wenn du jetzt aufgibst, tust du es aus den falschen Gründen.”

Ihr wisst, die Antwort findet ihr nicht bei mir, sondern in diesem gefühlvollen und berührenden Roman. “Maybe one day” hat mich mitleiden lassen, mich teilweise erschüttert und eventuell auch die eine oder andere Träne verdrücken lassen. In erster Linie aber aber hat es mir wunderschöne Lesestunden bereitet.

Fazit: Wie könnte ich anders als meine vollste Leseempfehlung für diesen besonderen Roman auszusprechen. In letzter Zeit habe ich beim Buchkauf leider ab und zu etwas danebengegriffen. Dieses Buch war zum ersten Mal nach sehr langer Zeit ein Neukauf, bei dem ich bereits nach den ersten Kapiteln wusste, es wird sich einen Platz in unserem Lesecafé sichern. Wie bereits erwähnt, ist die Geschichte angenehm und flüssig zu lesen, und die Charaktere sehr besonders gezeichnet. Auch Michael, Jess Cousin, hat mich einige Male sehr zum Schmunzeln gebracht. Speziell die immer wiederkehrenden Streitgespräche zwischen ihm und Belinda. Die Orte, an die sie reisen, die mich eigentlich dazu gebracht haben, das Buch zu kaufen, hätten gerne näher beschrieben sein können, aber das ist ein persönliches Faible von mir, wie meine “eigenen” Leser bestimmt wissen.
Also, langer Rede kurzer Sinn: kaufen, lesen, verlieben! So einfach.

DIESES BUCH KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN: “Vergiss nicht zu atmen” von Charles Sheehan-Miles

eine Lieben, ich stelle gerade fest, mit meinem Lesecafé verhält es sich ähnlich wie mit meiner Bakery – ich liebe es, dort Zeit mit euch zu verbringen, und doch passiert es viel zu selten. Aber wie gesagt, in letzter Zeit war es dem Fakt geschuldet, dass ich beim Buchkauf öfter danebengegriffen habe und um einen Platz in unserem Lesecafé zu ergattern, muss ein Buch schon mehr können, als einen nur etwas zu unterhalten. Vielleicht habt ihr ja auch einmal einen Tipp für mich? Was lest ihr denn gerade? Ansonsten greife ich einfach wieder auf Trick-Siebzehn zurück und lese Bücher erneut, die sich hinten in meinem Bücherschrank versteckt halten.
Ich wünsche euch einen hoffentlich warmen und blühenden Start in den Frühling und in die Osterzeit, alles, alles Liebe, love&peace,