Frohe Weihnachten 2022

Meine Lieben, soll ich euch verraten, als vor sieben Jahren im Jänner der erste Beitrag auf MirliMe online gegangen ist, also als das alles hier seinen Anfang genommen hat, was der Text war, auf den ich mich am meisten gefreut habe, ihn endlich schreiben zu dürfen? Na, könnt ihr es euch denken?
Da in ein paar Tagen Weihnachten ist, bin ich so nett, und verrate es euch: Es war meine allererste “Weihnachtsansprache” für den Heiligen Abend 2016. Seit dem allerersten Wort, das ich jemals für MirliMe geschrieben habe, habe ich diesen Moment, wenn ich diese Worte zum ersten Mal teile: Es ist wieder so weit, nur noch wenige Tage bis Weihnachten!, richtiggehend herbeigesehnt!
Und nun ist es schon wieder so weit – nur noch ein paar Tage bis Weihnachten und die Vorfreude, diese Worte zum siebten Mal zu schreiben und vor allem diesen Moment mit euch teilen zu können, an dieser Freude hat sich seit damals nichts geändert.

Ein Jahr ist vergangen, 2022 liegt so gut wie hinter uns, und ja, die letzten Tage – diese besondersten Tage – des Jahres liegen nun vor uns. In zwei Tagen feiern wir Weihnachten und so ganz kann ich es noch immer nicht glauben.
Bereits seit Anfang November (das ist die offizielle Version, denn eigentlich seit Ende September) binge watche ich so gut wie täglich “Schneevideos”, um in Stimmung zu kommen. Und ich sag´s euch, es funktioniert. Ich habe inzwischen beinahe so etwas wie eine Sucht entwickelt und kann nicht mehr damit aufhören. In den unendlichen Weiten des WorldWideWebs gibt es unzählige (und zwar wirklich nicht zählbare) Videos, Reels, Stories, was-auch-immer von verschneiten Dörfern, weihnachtlichen Straßen und Dächern mit weißen Zuckerhauben, vom Himmel tänzelnden, puderweißen Schneeflocken zu finden. Untermalt sind diese Videos mit Glöckchen und Weihnachtschören oder Dean Martin, der swingend durchs Winterwonderland stapft.

“In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinaus nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.”

Etwas, das für mich als Kind untrennbar mit Weihnachten verbunden war, ist Schnee. Auch wenn es nicht immer direkt am Heiligen Abend geschnien hat, so hat doch Schnee zur Weihnachtszeit dazugehört. Meist ist die gesamten Wintermonate über zumindest irgendwo ein kleines Häufchen Schnee liegen geblieben, aber sehr häufig waren wir tatsächlich mit ordentlich Schneefall gesegnet. Am Hosenboden den Hügel im Park hinunterrutschen oder am Bob, den man zu Weihnachten unterm Baum schön verpackt gefunden hatte, in rasender Geschwindigkeit jede abschüssige Fläche hinuntergleiten. Iglus bauen, Schneemänner formen, Schneeballschlachten, (Schnee “essen”, aber Pssst!, verratet mich bitte nicht, das durfte ich nämlich eigentlich nicht). Die Hände beinahe eingefroren watschelt man einem Pinguin gleich mit waschelnassem Schneeanzug in der Dämmerung nach Hause. Dort pellt einen Mama erst einmal aus den nassen Sachen und dann – dieses Gefühl. Die Füße dick in Socken gepackt an den Heizkörper. Ahhh, dieses Prickeln und Piksen.
DAS sind die ultimativen Kindheitserinnerungen und Weihnachtserinnerungen für mich.

Sehr wahrscheinlich ist das der Grund, warum ich nur einen Blick auf solche Schneevideos werfen muss und meine Nase fängt sofort zu rinnen an, meine Füße prickeln und piksen und mich umgibt eine feierliche Blase, in die nichts von außen dringen kann.
Die Vorstellung, wie dicke Flocken vom Himmel gleiten, wie sie tanzen und wirbeln und sich sanft, Schicht für Schicht, auf Baumwipfeln, Häuserdächern, Pudelmützen und roten Nasen niederlassen. Wenn alles langsam, Flocke für Flocke, in weiße Watte gepackt wird. Der Schnee alles verschluckt – Straßenlärm, Grau und Staub und Dreck, dunkle Gedanken, schlechte Stimmungen, alles weg.
Schnee legt sich sanft auf diese graue, dunkle, zu reale Stadt und zaubert ein magisches Reich. Ein sanftes, ruhiges, weißes Reich.
Ein stilles Reich.
Ein heiliges Reich.

“In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede, bei den Menschen seiner Gnade.”

Gibt es etwas Sanfteres, Zarteres, Magischeres, Beruhigenderes als eine dicke, weiße, frische, im Sonnenlicht funkelnde Winterlandschaft? Die Welt dreht sich langsamer. Im meinem Kopf ist nur noch Weiß. Sanftes Weiß. Kein Krieg, kein Leid, kein Lärm, kein Streit, keine Angst, keine Sorgen, kein Laut, kein Jetzt, kein Sofort, einfach nur Weiß. Als ob man selbst in einer magischen Schneekugel stecken würde. Selbst wenn jemand diese Kugel schüttelt und wild durchrüttelt, in meiner Schneekugel bleibt es Weiß. Nichts als weiße Flocken, die mich umhüllen, um mich tänzeln, mich in mein sanftes, zartes, magisches, beruhigendes Weich, in mein Weiß hüllen.

DAS ist Weihnachten für mich. Die weißen Weihnachten werden von Jahr zu Jahr seltener und unwahrscheinlicher. Vielleicht wird es irgendwann im Winter überhaupt keinen Schnee mehr geben. Aber ich weiß, wo ich meine Schneekugel finden kann. Wo meine Nase sofort wieder zu laufen beginnt, meine Füße kribbeln und piksen, die Welt um mich herum in Watte gepackt und stiller und stiller wird, die Flocken durch die Luft tänzeln, sich auf Häuserdächern und Baumwipfeln, Pudelmützen und roten Nasen niederlassen, wo es keinen Krieg, keinen Streit, kein Böse und nichts Schlechtes gibt, wo Weiß die Regeln bestimmt. Wo alles sanft und zart und weich ist. Wo alles still ist. Und heilig. Und weihnachtlich.
Im meiner persönlichen Schneekugel.

Ich schließe die Augen, wirble und schüttle meine Erinnerungen durch. Und dann sind sie da, diese weißen, weichen, zarten Flocken aller Weihnachten, aller erlebten Weihnachten. Jede Schlittenfahrt, jede Piste, die ich bezwungen habe, jeder Eiszapfen, an dem ich geleckt habe, jede heiße Schokolade, die mich gewärmt hat, jedes Kreischen und Lachen, jede laufende Nase und rote Bäckchen, jede Glocke, jedes Weihnachtslied, jeder duftende Tannenzweig, jeder Weihnachtskeks, jeder glückliche, selige, heilige Moment ist da. Hier, bei mir, in meiner persönlichen Schneekugel. Wenn ich die Augen schließe und durch mein Winterwonderland der Erinnerungen stapfe.
Dann ist Weihnachten!
Stilles Weiß. Heiliges Weiß.
Stille Nacht. Heilige Nacht.

“Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ. So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte des Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war. ” (LK 2, 1-20)

eine Lieben, es ist tatsächlich schon wieder so weit, zum siebten Mal rüttle ich mit euch gemeinsam meine persönliche Schneekugel durch und warte, bis sich sanftes, zartes, stilles Weiß auf meine Welt legt. Wenn meine Welt weiß und still und heilig wird. Die nächsten Tage soll es auch für euch nur Weiß geben. Zartes, weiches, sanftes Weiß. Stilles Weiß, heiliges Weiß. Es muss nicht vor dem Fenster sein, dieses Weiß findet ihr vor allem in euch. In eurer persönlichen Schneekugel der Erinnerungen. Und wisst ihr, was das Beste daran ist? In zwei Tagen können wir diese Schneekugeln mit neuem Schnee füllen, damit wir sie im nächsten Jahr noch wilder rütteln und schütteln können.
Ihr Lieben, ich wünsche euch genau solche zarte, sanfte, weiße Weihnachten. Ab sofort gelten Mirli Regeln, was heißen soll: alles Böse, Störende, Stress Machende, Grantige – alles, was den Schnee zum Schmelzen bringt -, wird verbannt. Das alles hat nichts zu suchen in unserer Schneekugel. Egal wie sehr sie geschüttelt und gerüttelt wird!
Habt ein wunderschönes, glitzerndes, fröhliches, unvergessliches, ruhiges Weihnachtsfest.
Macht es weiße Weihnachten – auch ohne Schnee.
Ich umarme euch, alles Liebe, love&peace,