Mirli´s Lesecafé – The things we leave unfinished

Meine Lieben, also bisher bin ich mit diesem neuen Lesejahr äußerst zufrieden! Ich meine, ich lese ja schon überdurchschnittlich viel, aber trotzdem ist es oft gar nicht so einfach, einen Anwärter für unser Lesecafé zu finde, denn was das angeht, bin ich mehr als kritisch. Heuer aber habe ich eher das Problem, dass sich so gut wie jedes Buch, das ich in die Hand nehme, einen Platz hier in der Reihe meiner Lieblingsbücher verdient hätte. Also sagen wir mal so, über Lese-Nachschub oder dass dieser ausgehen könnte, braucht ihr euch in den nächsten Wochen und Monaten keine Sorgen zu machen.
“The things we leave unfinished” war mein erster Roman von Rebecca Yarros, die vielen sehr wahrscheinlich keine Unbekannte sein wird, immerhin wurde im letzten Monat der dritte Teil ihrer Flammengeküsst-Reihe ersehnt und gefeiert wie einst jeder neue Band von Harry Potter. Zumindest was ich so mitbekommen habe. Ich selbst habe bisher noch kein einziges Mal eine Geschichte aus diesem Genre (Romantic Fantasy) gelesen, aber der Hype um diese Buch-Serie hat mich schon etwas neugierig gemacht. Aber wie gesagt, ich bin eigentlich kein Fantasy-Leser, also habe ich mir gedacht, ich probiere die Autorin einfach einmal in meinem vertrauten Genre aus und wenn sie mir zusagt, werde ich mich vielleicht doch noch an Fourth Wing wagen.
Tja, wie es ausschaut – nachdem es der erste Roman dieser Autorin, den ich gelesen habe, gleich in unser Regal im Lesecafé geschafft hat – werde ich diesem für mich neuen Genre wohl eine Chance geben müssen.
“The things we leave unfinished“, ein Buch mit beinahe 600 Seiten, habe ich innerhalb von drei Tagen ausgelesen, und so “lang” habe ich eigentlich nur deshalb gebraucht, da ich nicht wirklich viel Zeit zum Lesen hatte. Insofern habe ich die letzten drei Nächte eher wenig Schlaf bekommen, aber das war es mir wert.
Jeder, der mit Mirli´s Lesecafé vertraut ist, weiß, dass ich Bücher mit historischem Bezug liebe. Es müssen nicht unbedingt historische Romane im klassischen Sinn sein, aber Rückblicke zu historisch entscheidenden Ereignissen, so etwas liebe ich immer. Noch dazu, wenn Geschichten Bezug zum Zweiten Weltkrieg nehmen, etwas, das mich, seit ich halbwegs lesen kann, schon immer interessiert und gefesselt hat.
Ach, was rede ich hier so lang einleitend herum, legen wir doch besser endlich los. Lasst die Frühlingssonne durch das Fenster rein, wärmt euch trotzdem gegen den noch frostigen Wind mit einer warmen Decke, und ich glaube, das ist eine Geschichte für eine große Kanne heiße Schokolade. Ganz eindeutig sogar. Und vielleicht auch das eine oder andere Taschentuch. Alles Liebe, x S.Mirli!

Buchvorstellung: “The things we leave unfinished”

Autor: Rebecca Yarros
Erscheinungsdatum: August 2023 im Rowohlt Verlag
Seitenanzahl: 576 
Preis bei Amazon: 16,45€

Klappentext: Eine Familie. Zwei Geschichten. Tausend Gefühle.
Georgia Stanton steht am Tiefpunkt ihres Lebens. Nach einer schmerzhaften Scheidung kehrt sie in ihre Heimat Colorado zurück, um sich um den literarischen Nachlass ihrer Urgroßmutter zu kümmern. Scarlett Stanton war eine erfolgreiche Liebesromanautorin. Nur ein einziges Buch hat sie nie beendet – die Geschichte ihrer eigenen großen Liebe, die sie in den Wirren des Zweiten Weltkriegs fand und verlor.
Noah Harrison befindet sich als Autor auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er bekommt von seinem Verlag die einzigartige Chance, das letzte Manuskript seines literarischen Idols zu beenden. Wäre da nicht Georgia. Georgia, die ihm auf jedem Schritt des Weges widerspricht und ohne deren Segen er kein einziges Wort schreiben darf. Und die ihn mit jedem Tag mehr fasziniert …
Auf zwei Zeitebenen erzählt dieser Roman von zwei großen Lieben – und von den Enden, die wir nicht kommen sehen …

Autor: Rebecca Yarros ist seit über 20 Jahren mit einem Air-Force-Piloten verheiratet, hat sechs Kinder zwischen Schul- und Uni-Alter und lebt in Colorado. Ihre jüngste Tochter kam als Pflegekind in die Familie, bevor Rebecca und ihr Mann sie adoptierten. Sie kämpft mit ihrer gemeinnützigen Organisation “One October” mit ganzem Herzen für Kinder in Not. Sie hat bereits Bücher in unterschiedlichen Genres geschrieben und ist New-York-Times-Bestsellerautorin. “The Things we leave unfinished” wurde mit fast 40 Millionen Abrufen zum viralen Hit auf TikTok.

“Gut möglich, dass mein Leben in Flammen aufgegangen war, aber genau dann glänzte ich, genau am Schmelzpunkt, an dem ich die geschmolzenen Überreste zu etwas Schönem umformen konnte.”

Wie der Klappentext bereits verrät, steht die Hauptprotagonistin Georgia vor den Trümmern ihres Lebens. Ihr Ex-Ehemann hat ihr Vertrauen in den Grundfesten erschüttert. Na ja, oder das Vertrauen, das überhaupt noch übrig war, nachdem ihre Mutter es ihr gesamtes Leben lang immer wieder auf die Probe gestellt hat, bis kaum noch etwas von dem starken, unbeugsamen Charakter, den sie von ihrer Urgroßmutter, der beliebten Bestseller-Autorin Scarlett Stanton, geerbt hat, übrig war.

“Jeder Muskel in meinem Körper spannte sich an. Soweit ich wusste, gab es nur ein einziges Buch, das Gran nicht betitelt oder verkauft hatte. Mom würde es nicht wagen … oder doch?”

Georgias Mutter taucht immer nur dann in ihrem Leben auf, wenn sie sich dadurch eigene Vorteile erhofft. Deshalb ist Georgia auch, nachdem ihre Großeltern viel zu früh tragisch ums Leben gekommen sind, zum Großteil bei Scarlett Stanton, ihrer Urgroßmutter, aufgewachsen, die sie vergöttert hat wie nichts sonst.
Ein Jahr nach dem Tod von Scarlett kehrt Georgia in das Zuhause ihrer Urgroßmutter zurück, um die Wunden nach ihrer Scheidung zu lecken.

“Das war ein Jahr mehr, als Gran gelebt hatte, und obwohl ich wusste, dass es gierig war, wünschte ich mir dieses eine Jahr. Von allen Jahren, die ich gelebt hatte, war es dasjenige, in dem ich sie am meisten gebraucht hätte.”

Als sie zum ersten Mal auf Noah trifft, ahnt sie noch nicht, dass er derjenige ist, der das letzte noch unveröffentlichte Buch ihrer Urgroßmutter zu Ende schreiben soll. Zumindest wenn es nach ihrer Mutter geht. Doch bei dieser Geschichte handelt es sich nicht um irgendeinen beliebigen Liebesroman, nein, dieses Manuskript erzählt die persönliche Geschichte von Scarlett Stanton und reicht zurück in eine Zeit, die niemals jemand vergessen wird.

“Sie wussten beide, dass es morgen ihn treffen könnte. Und bei der Häufigkeit der Bombenangriffe könnte auch sie die nächste sein. Jeder Abschiedskuss, den sie sich gaben, trug den bittersüßen Geschmack der Verzweiflung in sich, weil sie wussten, dass es ihr letzter sein könnte.”

“The things we leave unfinished” ist nicht nur ein Liebesroman, sondern es ist ein Liebesroman, der von zwei epischen Liebesgeschichten erzählt – ich würde dieses Wort nicht verwenden, wenn es sich nicht doch ein klein wenig so angefühlt hätte. Da sind Georgia und Noah, die sich abstoßen wie zwei Pole, aber gleichzeitig zueinander hingezogen werden, egal wie sehr sie sich dagegen wehren. Und da sind Scarlett und Jameson, die zwei, ohne die es heute keine Georgia, kein Manuskript und auch diesen Roman nicht gäbe.

“Er war nicht wirklich der Typ Mann, der sich auf den ersten Blick verliebte, aber er glaubte an Anziehung, an Chemie und sogar an diese kleine Sache namens Schicksal, und das hier fühlte sich an wie alle drei zusammen.”

Rebecca Yarros Roman wird auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt – die heutige Zeit und die Geschehnisse in den frühen Vierzigerjahren – und aus der Sicht der vier Hauptcharaktere. In erster Linie ist da natürlich Georgia, die Haupterzählerin. Aber wir erhalten auch Einblick in die Ereignisse aus Noahs Sicht. Die zweite Zeitebene wird von Scarlett und Jameson erzählt, der amerikanische Pilot, der nicht länger zusehen will, sondern nach England reist, um die britischen Soldaten im Kampf gegen Deutschland zu unterstützen. Eine Entscheidung, die sein Leben für immer verändern wird. Auf jegliche Art und Weise.

“Mein Herz klopfte wild, während ich auf den Eingabestift starrte. In diesem Moment lag die Entscheidung noch bei mir, aber in dem Augenblick, in dem ich auf dieser Linie unterschrieb, würde ihre Geschichte zu seiner werden.”

Georgia gibt dem Druck ihrer Mutter nach und überlässt Noah das Manuskript ihrer Urgroßmutter, um es zu Ende zu schreiben. Scarlett hat ihr Leben lang daran gefeilt, es jedoch nie zu Ende gebracht.

“Ich glaube, die Wahrheit dessen, was geschehen ist, war zu schmerzhaft für sie, um es aufzuschreiben, und die Fantasie, die du erschaffen willst, war für sie noch schmerzhafter, weil sie sie nur an das erinnerte, was sie nicht haben konnte.”

Der Schreibstil des Romans hat mich völlig von sich eingenommen. Ich konnte die Bilder direkt vor mir sehen. Das Haus und der Garten in Colorado, das Pavillon, aber genauso die Kriegsschauplätze, Schlachten und Uniformen. Ich habe mit Scarlett und Jameson mitgefiebert, mit ihnen mitgelitten. Ich habe die Liebesbriefe, die sie sich hin und her geschrieben haben, in mein Herz gelassen. Und ich habe die Daumen für Noah und Georgia gedrückt, dass sie dieser Anziehung endlich nachgeben und an ihrer eigenen epischen Geschichte weiterschreiben.

“Ich werde wahrscheinlich schreiben, bis ich tot umfalle. Ob ich mich entscheide, das dann zu veröffentlichen oder nicht, ist ein anderes Thema.” Ein Buch zu schreiben und den Prozess der Veröffentlichung zu durchlaufen, waren zwei völlig verschiedene Dinge.

Zwei epische Liebesgeschichten, zwei Zeitebenen, in die uns die Autorin eintauchen lässt. Die einen so fesseln, dass man das Buch, hat man es erst einmal zur Hand genommen, nicht mehr weglegen kann. Und sobald man mit dem Lesen fertig ist, will man sofort noch einmal von vorne beginne, weil es noch nicht zu Ende sein soll.

Fazit: Wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich keine große Erwartungshaltung, als ich mit dem Lesen dieses Romans begonnen habe. Leider ist es bei mir sehr häufig der Fall, wenn etwas zu sehr gehypt wird, dass es dann meinen persönlichen Geschmack weniger trifft. Aber ich verstehe jetzt, dass man den Geschichten dieser Autorin verfallen kann. Vielleicht könnte man so manche Stelle als zu schmalzig oder kitschig bezeichnen – aber nicht für mich. Wenn ich einen Liebesroman lese, erwarte ich mir genau das. Für mich hätte sich die Frage, ob Scarlett und Jameson zum Schluss hin ihr Happy End bekommen sollen, niemals gestellt. Denn wenn man sich ein Happy End für jemanden wünschen würde, dann für die beiden. Ich habe mitgefiebert, mitgelitten, mitgezittert und vor allem mitgefühlt. Diese epische Liebe zwischen Scarlett und Jameson, die alle Zeiten überdauert hat, um vielleicht in Georgia und Noah ihre Vollendung zu finden? Wer weiß?

eine Lieben, wie es ausschaut, habe ich da eine neue Autorin für mich entdeckt. Inzwischen habe ich bereits einen weiteren Roman von ihr gelesen und ich glaube fast, ich muss der Flammengeküsst-Reihe ebenfalls eine Chance geben. Wenn ein Buch mich auch tagelang, nachdem ich es beendet habe, nicht loslassen will, dann gehört es zu der Top-Riege an Geschichten, denn das kommt wirklich nur selten vor. Normalerweise, sobald ich eine Geschichte beendet habe, fange ich gleich mit der nächsten an, und es macht mir nichts aus. Aber die besonderen Geschichten sind meist jene, die mir nicht unbedingt das Ende geben, das ich mir gewünscht hätte, aber gleichzeitig hätten sie niemals anders ausgehen dürfen, denn sonst hätten diese Bücher nicht so einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und insofern kann ich nachfühlen, in welch einem Dilemma Georgia steckt …
Jetzt erzählt, wer von euch kennt die Autorin oder vielleicht sogar das Buch schon? Und wer die Flammengeküsst-Reihe gelesen hat, was meint ihr, soll ich es wagen, obwohl es komplett außerhalb meiner Komfortzone bzw. “Lesezone” liegt?
Ich freue mich, wenn wir uns bereits am Freitag hier wiederlesen, alles Liebe bis dahin, love&peace,