O´zopft is – das kleine Dirndl Einmaleins

Meine Lieben, übermorgen ist es tatsächlich schon wieder so weit, denn wenn am 17. September erneut die Worte “O´zopt is” ausgesprochen werden und sich alle Jungs und Mädels in Knickerbocker und Dirndl werfen, ihre Vorzüge zurechtrücken und in Massen in die Bierzelte strömen, dann ist wieder Ausnahmezustand angesagt und das traditionelle Münchner Oktoberfest hat zum 183. Mal seine Pforten geöffnet.

Doch wenn man es genau nimmt, sieht man bereits Ende August bzw. Anfang September immer mehr Menschen in Tracht durch die Straßen laufen, um auf diversen Volksfesten und Kirtagen ihre neuen Dirndl zur Schau zu stellen. Auch bei uns in Graz sind zurzeit die Straßen mit Menschen in Dirndlkleidern und Lederhosen gefüllt, da an diesem Wochenende in meiner Heimatstadt ebenfalls Ausnahmezustand herrscht – es wird “aufgesteirert” – und deshalb dachte ich mir, nutze ich die Gelegenheit, um unser aller Wissen aufzufrischen.

Heute dreht sich hier also alles ums Dirndl und was man darüber wissen sollte. Das Wort “Dirndl” an sich ist eine Verkleinerungsform des Wortes “Dirn” – die bayrisch-österreichische Variante vom hochdeutschen “Dirne” – und bezeichnet in der entsprechenden Mundart schlicht ein junges Mädchen bzw. wurde zu früheren Zeiten die Hausmagd meist Dirn genannt. Das von diesen getragene Kleidungsstück bezeichnete man als Dirndlgewand. Heutzutage wird der Ausdruck meist zu Dirndl verkürzt.
Was man allerdings heute unter einem Dirndl versteht, sollte auf keinem Fall mit einer regionalen Volkstracht verwechselt werden. Diese weist nämlich im Schnitt, der Farbkombination und der Ausstattung auf bestimmte Regionen bzw. auf die soziale Schicht hin. Das heutige moderne Dirndl wurde zwar durch regionale Trachten geprägt, hat aber ansonsten keinen wirklichen Bezug dazu.

Ursprünglich waren Dirndl sogar ein rein städtisches Modephänomen. Nachdem es anfangs eher rein als Dienstbotentracht getragen wurde, setzte es sich ab Mitte/Ende des 18. Jahrhunderts als “ländliches” Kleid des städtischen Sommerfrischepublikums durch.Heute versteht man unter dem Begriff Dirndl ein Kleid mit engem, oft tief ausgeschnittenem Oberteil, weitem, hochtailliertem Rock, dessen Länge mit der herrschenden aktuellen Mode bzw. dem persönlichen Geschmack wechselt – und einer Schürze. Es wird sowohl auf Jahrmärkten und Kirtagen im ländlichen Raum als auch auf größeren Volksfesten wie eben dem Münchner Oktoberfest getragen. Das Tragen des Dirndls nimmt seit den 90er Jahren immer mehr zu, sodass sich mittlerweile sogar viele Modeschöpfer an dieses Thema herangewagt haben.

Der Dirndlmode sind mittlerweile weder in Form noch Farbe irgendwelche Grenzen gesetzt und im Gegensatz zu den traditionellen, regionalen Trachten ist beim Dirndl, das auf diversen Volksfesten getragen wird, im Grunde alles möglich. Einen Trachten-Knigge gibt es nicht und auch wenn der eine oder andere vielleicht die Nase rümpfen wird, etwas Vielfalt sollte auch hier erlaubt sein. Das Dirndl ist mit der Zeit gegangen und deshalb können ruhig ein paar “Regeln” gebrochen bzw. neu überdacht werden.

Das Dekolleté

Der Hingucker eines jeden Dirndls ist und bleibt das Dekolleté. Es werden zwar auch hochgeschlossene Dirndl und Dirndlblusen angeboten, aber generell wird hier schon eher zur Schau gestellt, was man zu bieten hat. Wie tief man dabei blicken lässt, ist beim traditionellen Dirndl ebenfalls von der Region abhängig, heutzutage allerdings eher Geschmacksache – wobei das in vielen Fällen tatsächlich eine Gratwanderung ist. Prinzipiell muss sich die Trägerin wohlfühlen und sich selbst fragen, wie viel möchte und traue ich mich zu zeigen. Besonders wichtig dabei ist die Passform des Dirndls, damit es nicht ordinär wirkt.
Ich sage jetzt mal so, mein Dekolleté fällt eher bescheiden aus, denn erstens fühle ich mich so wohler und zweitens – wo nicht viel ist, kann man auch nicht viel zeigen, aber wie gesagt, Hauptsache man fühlt sich selbst wohl.

Die Schleife

Durch verschiedene Schürzen und Blusen kann man das Dirndl immer wieder neu kombinieren und dadurch Abwechslung schaffen, ohne jedes Mal ein neues Dirndl kaufen zu müssen. Wie die Schürze gebunden ist, hat dabei eine ganz besondere Symbolik, denn man gibt damit den ehelichen Status preis. Bindet man sich die Schleife auf der rechten Seite, bringt man zum Ausdruck, dass man bereits vergeben, verlobt oder verheiratet ist. Die Schleife auf der linken Seite gebunden bedeutet, dass man noch zu haben ist. Die vorne gebundene Schleife symbolisiert, dass die Trägerin noch Jungfrau ist und hinten gebunden verwitwet. Woher diese “Regel” stammt, ist nicht überliefert. Es soll sogar eher ein neueres Brauchtum sein, denn die Schleife als Kennzeichen des Familienstands war früher überflüssig, da verheiratete Frauen ohnehin anders gekleidet waren als ledige Mädchen.

Die Bluse

Auch was die Bluse unter dem Dirndlkleid angeht, sind den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Ob Puffärmel, schmale Ärmel, lange Arme, kurze Arme, Dreiviertelärmel; aus Spitze, unterschiedliche Farben – hier kann man variieren, wie es einem gefällt. In diesem Jahr sind schulterfreie Modelle sehr gefragt – damit setzt sich der Off-shoulder-Trend des Sommers beim Dirndl weiter fort.

Die Materialien

Auch haben mit der Zeit die untschiedlichsten Materialien in der Dirndlherstellung Einzug gehalten: Leinen, Baumwollstoffe, hochwertige Seide, Tüll, Chiffon, Spitze – jedes Jahr kommen neue einzigartige Modelle auf den Markt, eins schöner als das andere, sodass die Auswahl schwerfällt.

Accessoires

Tücher gehören bereits über Jahrhunderte hinweg zum Dirndl dazu. Sowohl um sich zu schmücken, als auch um zu wärmen. Egal ob aus Baumwolle oder Kaschmir, mit oder ohne Fransen, das Tuch passt perfekt zum Dirndl, macht den Look edel und kann je nach Geschmack drapiert werden. Für die nicht ganz so Mutigen ist es auch aus dem Grund praktisch, da man das Dekolleté etwas verdecken kann.
Trachtenjacken kommen eigentlich aus der Männermode, wenn der Schnitt allerdings zum Dirndl passt, kann auch diese ohne Weiteres dazu getragen werden.
Das Kropfband ist ebenso ein Klassiker zur Tracht und gerade im heurigen Jahr eine perfekte Ergänzung zum Dirndlkleid, da Chokerhalsbänder generell zurzeit gefragt sind. Oder gerne auch traditioneller Trachtenschmuck. Nach wie vor sind aufwendige Blumenkränze fürs Haar und Hüte in allen Formen und Farben auf den Festen und Jahrmärkten zu sehen.
Wie man sieht, den Möglichkeiten sind tatsächlich kaum Grenzen gesetzt.

Die Tasche sollte eher klein und zart sein und sich im Hintergrund halten. Zu große Taschen wären eher unpassend. Auch bei den Schuhen ist mittlerweile fast alles erlaubt, allerdings sind Ballerinas und Pumps immer noch die meist kombinierten Schuhe. Aber auch hier kann man modisch mutiger sein und ausgefallenere Modelle tragen. Vielleicht sogar mit Stiefeletten auf einen Stilbruch setzen? Mir persönlich gefallen sogar Schnürballerinas sehr gut zu einem Dirndl, aber das kommt ganz auf den persönlichen Geschmack an. Zu grobe Schuhe wirken allerdings eher derb, davon würde ich abraten.

Die Strumpfhose unter dem Dirndl gilt zwar als verpönt, allerdings wurden selbst in den 20er Jahren unter Festtagstrachten schon Seidenstrümpfe getragen und bevor man sich Frostbeulen holt, sollten wir es da vielleicht auch nicht ganz so genau nehmen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich selbst nur ungerne transparente Strumpfhosen trage, aber das ist einfach  eine persönliche Sache.Wie gesagt, das Dirndl ist mit der Zeit gegangen, was man an den modern interpretierten Modellen erkennen kann und deshalb finde ich es absolut legitim, auch die teilweise veralteten “Dirndlregeln” zu entstauben und jeder soll das tragen, was ihm gefällt. Wer Gespür für Stil besitzt, soll doch bitte bei der Schuh- und Taschenwahl, beim Schmuck, bei der Frisur – wobei auch immer – kreativ werden dürfen und mutiger sein. Ich bin bereits sehr gespannt, was für Looks ich auf den Straßen erspähen werde.

Vor zwei Jahren habe ich zum ersten Mal die “Wiesn” besucht und bin gespannt, wann es mich das nächste Mal zum Oktoberfest zieht, denn ich muss gestehen, ein kleiner Kulturschock war es schon für mich. Auf alle Fälle wünsche ich allen viel Spaß, am besten nicht allzu viel über mögliche Regeln oder Verstöße nachdenken (und damit meine ich NUR die Moderegeln) und einfach nur Spaß haben und genießen.

eine Lieben, wer von euch wird das Oktoberfest 2016 rocken, ist das für euch ein Pflichttermin jedes Jahr, wie tragt ihr euer Dirndl, ganz klassich oder gerne modern interpretiert? Ich bin jetzt schon gespannt auf eure Kommentare, hoffe mein kleines Dirndl Einmaleins hat euch gefallen und ich habe keine wichtigen Punkte vergessen. Bleibt schön brav, passt auf euch auf, und vergesst nicht: love&peace auch im Bierzelt,

(*Quelle: Wikipedia, Google Research)