Bericht aus der Schreibwerkstatt #10

Meine Lieben, nachdem sich in letzter Zeit die Fragen zu meinem neuen Buch immer mehr häufen, wird es allerhöchste Zeit für einen aktuellen Lagebericht aus meiner Schreibwerkstatt.
Obwohl ich keine Ahnung habe, wie die momentane Lage überhaupt ist.
Die Frage, die ihr alle hofft, hier und heute beantwortet zu bekommen – wie soll ich sagen, lasst mich zumindest dies vorwegnehmen: Ich werde sie nicht beantworten können, denn die Frage, die mir bestimmt zumindest ein- oder zweimal täglich gestellt wird, ist jene, ab wann mein neues Buch bestellbar sein wird, und ganz ehrlich, ich wüsste die Antwort auf diese Frage selbst gerne.

Der Stand der Dinge ist, dass ich mehr oder weniger fertig bin mit dem Buch. Zwar hänge ich irgendwo in der Korrekturschleife 876 fest, denn man findet bei jedem Durchgang trotzdem noch etwas, das man verändern könnte oder ein kleiner Tippfehler, der sich bei den 875 Mal zuvor hartnäckig versteckt hat, wird plötzlich sichtbar, aber im Großen und Ganzen steht die Geschichte. Sogar den Klappentext hätte ich bereits fertig verfasst. Im Grunde fehlt nur noch das Cover und es wäre ein fertiges Buch.
Doch wie ihr seht, in diesen Sätzen verstecken sich jede Menge wäre, könnte und würde.Ich habe gerade zwanzig Dinge im Kopf, die ich gerne gleichzeitig loswerden möchte, und weiß trotzdem nicht, wo ich anfangen soll. Wie ich es richtig in Worte fassen kann und ob ich das überhaupt möchte. Nachdem ihr allerdings bisher bei jedem einzelnen Schritt meiner “Schriftstellerkarriere” dabei wart, werde ich über meinen Schatten springen und versuchen, euch die momentane Lage zu erklären, auch wenn ich mir viel lieber einfach nur die Decke über den Kopf ziehen würde.

In meinem neuen Buch steckt ein Teil meiner Seele. Noch nie habe ich mich bei einer Geschichte so sicher gefühlt, war so verliebt in das eigene Werk. Bisher habe ich noch bei jedem meiner veröffentlichten Romane mit irgendeiner Stelle gehadert, war nie zu hundert Prozent mit allem zufrieden. Bei diesem, meinem vierten Buch, ist das vollkommen anders. Nichts, aber auch gar nichts würde ich anders machen wollen. Ich stehe hinter jedem Wort, hinter jeder Aussage.
Könnt ihr euch erinnern? Ich habe einmal geschrieben, dass dieses Buch “mein” Buch werden soll. Obwohl ich während des Schreibens immer wieder gedacht habe, das wird nichts, das wird einfach nichts! Das fertige Buch – es ist “mein” Buch geworden. Noch in keiner Geschichte von mir steckt so viel Herzblut, so viel Persönliches. Und ich, der selbstkritischste Mensch überhaupt, weiß, dass ich da etwas wirklich Gutes geschaffen habe. Dieser Roman hat eine Aussage. Er bietet nicht nur eine klassische Liebesgeschichte (obwohl auch diese eine meiner liebsten Geschichten überhaupt geworden ist), dieser Roman hat einen Mehrwert, von dem ich glaube, dass er den Lesern etwas Gutes tun kann. Dass er inspirieren kann. Zum Nachdenken anregen kann.
Oder auch einfach “nur” wunderschöne Lesestunden garantiert.

Doch es ist ein Buch, das ich aus diversen Gründen nicht “einfach so” veröffentlichen kann, was mit ein Grund dafür ist, dass ich es ein letztes Mal probieren möchte, ob ich nicht vielleicht doch einen Verlag finde, der mit mir zusammenarbeiten will. Bisher habe ich dies nur bei meinem allerersten Roman probiert – davon habt ihr allerdings nichts mitbekommen, da ich diesen doch sehr langwierigen Vorgang durchlaufen habe, bevor ich euch überhaupt erzählt habe, dass ich ein Buch geschrieben habe. Diesmal seid ihr vom ersten Wort an mit dabei.

Was bedeutet, dieser langwierige Vorgang, einen Verlag zu finden, den müsst ihr jetzt leider mit mir gemeinsam aussitzen.

Ich liebe es, zu schreiben. Ich liebe es, meine Geschichten mit euch teilen zu können. Aber ich hasse alle Vorgänge drumherum. Diese ganze Welt ist so zermürbend. Außerdem für mich nach wie vor nicht durchschaubar. Sagen wir, wie es ist: 1 von 5.000 unangefragt eingereichten Büchern wird tatsächlich über einen Verlag veröffentlicht. Ich meine: 1 von 5.000! Ich würde es wirklich gerne wie mein Mann sehen, der meint, er sieht darin keine Chance von 1:5.000 sondern eine 50:50 Chance. Denn entweder sie wollen mein Manuskript oder sie wollen es nicht. Punkt.
Leider sehe ich nur diese kleine 1 zu dieser großen 5.000.Ich erzähle euch jetzt einmal, wie der momentane Status quo ausschaut, denn ignorieren wir einfach mein wirres Geschreibsel bisher, das ist es doch, was ihr eigentlich wissen wollt.
Meinen ersten Roman habe ich ganz blauäugig an die größten Verlage eingeschickt und tatsächlich, einer, sogar mein absoluter Lieblingsverlag, hat sich daraufhin gemeldet. Es ist nie zu einer gemeinsamen Veröffentlichung gekommen. Ob Corona der Grund war oder etwas anderes, habe ich nie erfahren. Aber allein, dass ich das Interesse eines solchen Verlags überhaupt wecken konnte, noch dazu das Interesse “meines” Verlags, war damals ein Riesending für mich und ist es bis heute geblieben.
Trotzdem war es nicht der empfohlene Weg, den ein Neuautor gehen sollte, denn dieser wäre, sich zuerst einmal eine Literaturagentur zu suchen und mit dieser gemeinsam auf Verlagssuche zu gehen.
Dies war deshalb auch der ursprüngliche Plan für mein neues Buch.
Ja, er war es.

Fragt mich nicht, warum, mein Traum von diesem einen Wunschverlag wollte mich einfach nicht in Ruhe lassen. Für mein eigenes Seelenheil musste ich es zumindest probieren. Problem ist, wie bereits erwähnt, die lange Wartezeit, die das alles mit sich zieht. Reden wir nicht lang herum, Anfang Mai habe ich mein Buch diesem einen einzigen Verlag eingeschickt und seitdem warte ich.
Und warte.
Und warte.
Und leide unter Stimmungsschwankungen, die jedes pubertierende Mädel in den Schatten stellt.
Von: Ich bin mir sicher, sie melden sich. Zu: Ich habe doch sowieso keine Chance. Zu: Das Manuskript ist bestimmt nicht angekommen oder im Spamordner gelandet. Jede – wirklich jede – Stimmungslage habe ich im Repertoire.
Dazu kommt noch, dass man sagt, man soll Verlagen drei bis sechs Monate Zeit geben, dann bekommt man entweder eine Zusage, Absage oder – wie ich es beim letzten Mal erlebt habe – meist überhaupt keine Reaktion.

Natürlich ist mir bewusst, dass es sowas von unwahrscheinlich ist, wenn ich meine Geschichte einem einzigen großen Verlag schicke, dass tatsächlich mit mir ein Vertrag abgeschlossen wird. So etwas passiert nur in, na ja, Romanen. Doch aus sehr persönlichen Gründen musste ich es zumindest versuchen.
Ich habe für mich beschlossen, ich werde diese drei Monate abwarten, dann versuche ich doch, wie ursprünglich geplant, eine Agentur zu finden. Sprich, sobald ich von meinem Geburtstagsurlaub Ende Juli zurück bin, werde ich diese Suche angehen. Leider heißt es auch bei so einer Agenturbewerbung, drei bis sechs Monate warten. Sollte sich eine Agentur bei mir melden und sollte diese mich vertreten wollen, dauert es wieder, ob wir einen Verlag finden, ob es zu einem Abschluss kommt, usw.
Wenn dies, also mein absoluter Traum, eintreten sollte, dass ich mit der Agentur gemeinsam einen Verlag finde, dann geht erst recht die Maschinerie los, bis es zum gedruckten Buch in der Buchhandlung kommt.

Tausend Wörter später ist das also meine Antwort auf eure Frage, wann mein Buch bestellbar sein wird: ICH HABE KEINE AHNUNG!
Gesetzten Falls, dass sich dieser eine Verlag nicht mehr meldet (was realistisch gesehen wohl auch nicht mehr passieren wird), dass ich auch keine Agentur finde, die Potential in dieser Geschichte sieht (ich muss nämlich leider zugeben, dass das Manuskript schon etwas speziell ist), geht es zurück an die Selfpublishingfront, was mich vor das nächste Problem stellt.
Wie ihr euch vielleicht erinnert, habe ich beschlossen, dass ich nicht mehr über Amazon veröffentlichen möchte. Zwar gibt es jede Menge andere Anbieter auf dem Markt und ich habe auch schon einen Favoriten ins Auge gefasst, doch das wird nicht so routiniert ablaufen, wie ich es über Amazon inzwischen gewohnt bin.

Tja, und dann habe ich noch ein riesengroßes Problem, das größte Problem überhaupt für mich:
Dieses Buch ist sehr speziell und ohne rechtliche Beratung, die ich über einen Verlag automatisch hätte, traue ich mich nicht, es einfach so selbst zu veröffentlichen. Zwar habe ich mich zuvor bereits von einem Anwalt beraten lassen, ich meine mich also auf der sicheren Seite, sonst hätte ich diese Geschichte niemals auf diese Art geschrieben, doch vor einer Veröffentlichung muss ich mich dahingehend trotzdem noch einmal absichern.

Ganz ehrlich, ein wenig fühle ich mich wie Sisyphos, der jeden Tag erneut den Gipfel samt Felsbrocken erklimmt, um am nächsten Morgen doch wieder von vorne beginnen zu müssen.
Wer glaubt, man schreibt einfach mal so ein Buch und veröffentlicht es, der kann sich nicht einmal im Ansatz vorstellen, was für eine Belastung das vor allem auch für die Psyche darstellt. Und generell. Entweder, du wirst von Selbstzweifel zerfressen – diese Phasen kenne ich nur zu gut. Oder du bist so überzeugt von dem, was du geschaffen hast. Meinst, dass es sogar Menschen ein klein wenig verändern kann, wachrütteln kann, inspirieren kann, motivieren kann, aber es hilft halt alles nichts, weil du dieser bescheuerte Sisyphos bist, der den Felsblock rauf und rauf und rauf rollt, aber im Endeffekt landet er immer wieder auf deinen Füßen.

Es ist so frustrierend, wenn du alles fix fertig hast, der Meinung bist (und auch die Meinung deiner Testleser dementsprechend ist), dass du etwas Gutes, etwas Wertvolles geschaffen hast, aber du weißt nicht, wie du das einem Verlag beibringen sollst. Und genau so schaut meine momentane Gemütslage aus. Ich schwanke zwischen Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Genau genommen fühle ich mich am Ende meiner Kräfte. Am liebsten würde ich einfach sagen, habt´s mich alle gern, dann knalle ich die Geschichte halt wieder bei Amazon rein und passt schon.
Aber das will ich nicht.
Wenn ich es mit diesem Buch nicht schaffe, einen Verlag zu finden, dann schaffe ich es überhaupt nicht mehr.

So, lange Rede, kurzer Sinn, entweder, ich finde noch einen Verlag – mit oder ohne Unterstützung einer Agentur -, dann wird es trotzdem noch Monate dauern, bis das Buch veröffentlicht wird. Dafür könnt ihr dann einfach so in eine Buchhandlung gehen und das Buch dort erstehen.
DAS ist das, wovon jeder Autor träumt. Wovon ICH träume.
Oder ich muss – oder entscheide mich freiwillig dazu – doch wieder den Weg des Selfpublishings gehen. Immerhin habe ich zumindest diese Seite als Unterstützung, das ist mehr, als die meisten Autoren haben. Auch in diesem Fall gibt es vorher noch einiges zu klären, aber ich hätte zumindest vor, das Buch spätestens im Herbst/Spätherbst herauszubringen.Was ich auf alle Fälle sagen kann, die Hoffnung einiger von euch, ihr könntet mein neues Buch mit in den Sommerurlaub nehmen, die muss ich leider zerschlagen. Ich würde so, so gerne etwas anderes sagen, aber ich habe eben diesen Traum. Den Traum, mein Buch über einen Verlag veröffentlichen zu dürfen/können. Den Traum, mein eigenes Buch in einer Buchhandlung zu sehen. Den Traum, dadurch auch Leser zu erreichen, die mich nicht bereits über diese Seite kennen. Den Traum, mit dem, was ich in diesem Buch geschrieben habe, etwas erreichen zu können. Nichts für mich, sondern für meine Leser.
Ich wünsche es mir so sehr und versuche, an diesem Wunsch nicht zu verzweifeln!

eine Lieben, anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich euch erzählen will, was gerade in mir vorgeht. Wie sich die momentane Situation für mich anfühlt. Aber wisst ihr, was? Jetzt fühlt es sich an, als ob ich es zum ersten Mal geschafft hätte, diesen Felsbrocken bis ganz hinauf zum Gipfel zu rollen. Er wird dort nicht liegenbleiben, das nicht. Aber zumindest für den Augenblick fühle ich mich um einiges leichter.
Ja, ich liebe es, zu schreiben. Ich liebe es, Geschichten zu schreiben. Aber niemand glaubt, wie schmerzhaft dieser Prozess von der Idee zum Buch, bis zu dem Moment, wenn die ersten Rezensionen eintrudeln, sein kann. Und die Rezensionen, das ist ja wieder ein anderes Thema …
Ich liebe mein neues Buch so sehr. Es ist ein Stück meiner Seele auf Seiten geblutet.
Und ja, ich habe da diesen Traum …