Bericht aus der Schreibwerkstatt #9

Meine Lieben, an dieser Stelle ein riesengroßes Dankeschön für all die Fragen und Beitragswünsche, die ihr mir letzte Woche zukommen habt lassen. Die nächsten Wochen bin ich nun gut versorgt. Ihr seid einfach die Besten und eine großartige Unterstützung, da ich sonst Angst hätte, dass irgendwann mein Kopf zerbröselt – nicht wörtlich nehmen, bitte … oder vielleicht doch?! Ein sehr großer Anteil der Fragen hat sich logischerweise um das neue Buch gedreht, insofern werde ich versuchen, sie soweit schon möglich heute gleich als Erstes zu beantworten.
Machen wir es amtlich und hochoffiziell, immerhin habe ich euch auch im letzten Bericht aus der Schreibwerkstatt versprochen, dass ihr die Ersten sein werdet, denen ich davon erzählen werde: Ja, es ist passiert, nach einem Jahr Pause sitze ich an einem neuen Roman und es fühlt sich besser an als jemals zuvor. Ganz ehrlich, ich liebe das Schreiben schon immer, aber noch kein einziges Mal habe ich mich jeden Morgen so sehr gefreut, endlich aufstehen zu dürfen, um weiter daran arbeiten zu können, und im Grunde habe ich die letzten Wochen im wahrsten Sinne des Wortes rund um die Uhr an meiner Geschichte gearbeitet.

Der letzte Lagebericht hat Ende September stattgefunden, also vor ziemlich genau vier Monaten. Damals habe ich gemeint, sobald ich meine Angst loswerde, geht es zurück ans Schreibpult, was im Jänner spätestens Februar hätte der Fall sein sollen. Bis zum Frühjahr wollte ich dann mit dem reinen Schreibvorgang fertig sein.
Eins kann ich dazu schon mal sagen, wenn ich mich nicht dazu gezwungen hätte, tatsächlich bis Neujahr zu warten, ich hätte wahrscheinlich noch unterm Weihnachtsbaum sitzend mit der Arbeit begonnen.Letzten Sommer hatte ich zum ersten Mal wieder dieses Gefühl in mir. Dieses Ziehen, dass ich, wenn ich die Worte nicht endlich aus mir rauslasse, explodieren muss. Wie ich gehofft hatte, ist dieses Gefühl nicht verflogen, sondern hat sich über die Herbst- und Weihnachtswochen nur noch verstärkt. Leider wurde es zuletzt allerdings immer mehr von einer regelrechten Panik überschattet. Seit beinahe zwei Jahren steht das Konzept für diesen Roman mehr oder weniger fest. Ich meine, ich habe euch sogar bereits davon erzählt, falls ihr euch erinnert. Doch vielleicht sollte ich die Vergangenheitsform anwenden – das Konzept stand fest -, denn ich konnte es plötzlich nicht mehr greifen. Es wollte einfach nicht so wie ich.

Dazu muss ich sagen, seit einem halben Jahr habe ich akribisch an diesem Konzept gearbeitet, Recherche betrieben und unzählige Arbeitsstunden dafür verwendet. Und dann, am Wochenende, bevor ich zum tatsächlichen Schreiben begonnen habe – habe ich das ganze Konzept verworfen.
Okay, vielleicht nicht das Ganze, aber bestimmt mindestens das halbe.
Zur Erinnerung, mein neuer Roman hätte ein Sommerroman werden sollen, der in Italien angesiedelt gewesen wäre. Keine Frage, diese Geschichte bzw. eine neue Geschichte mit diesem Setting werde ich noch schreiben und ich weiß, dann wird es perfekt passen, was sich diesen Sommer noch erklären wird. Aber der Roman, an dem ich jetzt arbeite, geht in eine vollkommen andere Richtung.

Aber es hatte genau so kommen müssen, denn jetzt liiiiiebe ich es. Ehrlich, ich traue mich zu behaupten, dass es sich noch nie so gut angefühlt hat, zu schreiben. Ich denke auch keine Sekunde darüber nach, ob dies das beste meiner Bücher wird, das ist erstens sowieso vollkommen egal und zweitens bin es sowieso immer ich, die predigt, dass nichts sinnloser ist und unglücklicher macht als zu vergleichen. Was ich aber definitiv sagen kann, es wird ein richtig, richtig großartiges Buch. Und vielleicht ja doch mein bestes?

Warum ich jetzt schon meine, dies behaupten zu können?

Ich erinnere, ich wollte spätestens im Februar mit dem Schreiben beginnen und bis zum Frühjahr fertig sein.
Da es nur so für mich funktioniert, setze ich mir während der Arbeit an einem neuen Projekt immer ein minimum Tageslimimt, ein Wochenlimit und ein Monatsziel. Das Ziel, das ich mir für Ende Jänner gesetzt hatte – wie soll ich sagen -, im Endeffekt habe ich die doppelte Wortanzahl geschrieben. Und da ich für diesen Beitrag hier natürlich ein wenig Vorlaufzeit brauchte, sprich, es eine Differenz zwischen dem Tag, an dem ich das hier gerade tippe, und dem Tag der Veröffentlichung gibt – wenn alles so weitergelaufen ist wie gedacht, werde ich sehr wahrscheinlich heute ein dickes, fettes ENDE unter den letzten Satz setzen.

I mean, können wir uns das bitte auf der Zunge oder von mir aus auf den Sehnerven zergehen lassen! Wie verrückt ist das? Ich muss allerdings in aller Deutlichkeit sagen, dass das momentane Manuskript wenig mit dem endgültigen Buch zu tun hat. Man kann es sich ein wenig wie beim Hausbau vorstellen. Das, was ich jetzt geschrieben habe, ist das Fundament und ich habe gerade mal den Rohbau draufgesetzt. Doch so ganz ohne Wände und Dach kann man bestimmt noch nicht darin wohnen. An diesem Feinschliff möchte ich nun bis Ostern arbeiten und danach mache ich mich an die Arbeit, alles schlüsselfertig zu bekommen und die letzten Fehler auszumerzen.Ich hatte niemals vor, das Buch so schnell zu schreiben bzw. hätte ich niemals gedacht, dass das überhaupt möglich ist. Aber ich konnte im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr mit dem Schreiben aufhören, sobald ich begonnen hatte. Dementsprechend ausgebrannt fühle ich mich momentan allerdings auch. Ich schlafe wenig, da ich nachts im Kopf die Geschichte ausarbeite und tagsüber niederschreibe. Egal was ich mache, wo ich gerade bin, ein Teil von mir schreibt im Kopf weiter und feilt am Plot. Das hat man halt davon, wenn man glaubt, man muss das fertige Konzept über den Haufen werfen. Also ja, ich schlafe wenig, muss mich zum Essen und zu kurzen Wochenend-Verschnaufspausen zwingen, brauche sehr wahrscheinlich mit Beendigung der Geschichte einen guten Psychotherapeuten, aber ich habe mich selten so gut gefühlt wie momentan. Ich liebe, was ich tue, was ich tun darf. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals etwas anderes zu machen.

Dieses Gefühl, eine Geschichte entstehen zu lassen, Charaktere zu erschaffen, die so real wirken, dass man sich vorstellen könnte, mit ihnen befreundet zu sein, Settings aufzubauen, die man in seinen Gedanken mit Farben und Formen füllt – ganze Welten entstehen zu lassen. Wenn ich diese Geschichte erzähle, dann erzähle ich sie nicht nur, ich lebe sie. Ich habe sehr wahrscheinlich die besten Wochen meines Lebens hinter mir, habe meine Protagonisten durch ganz schön viele brennende Reifen springen lassen, aber sie waren nie allein, weil ich alles, jeden Moment selbst gefühlt habe. Fühlen musste. Selbst erlebt habe. Erleben musste.

Es ist der schönste Job der Welt, Geschichten zu schreiben. Aber er bringt einen emotional an die Grenzen.

Ich kann es nicht erwarten, mich die nächsten Wochen an die Ausarbeitung dieses Rohbaus zu setzen. Das ist eigentlich der Part, den ich mit am meisten mag – so lang an jedem Satz zu feilen, bis ich zu hundert Prozent damit zufrieden bin. So lang an der Geschichte zu polieren, bis es ein rundes, glattes Bild ergibt. Bis alles ineinander fließt.

Hab ich schon einmal gesagt, wie sehr ich es liebe?

Bevor ich mich an diesen Bericht aus der Schreibwerkstatt gesetzt habe, musste ich lang mit mir hadern, da ich überlegt habe, ob ich euch etwas über das neue Konzept verraten soll, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich es diesmal für mich behalte. Ich meine, sehr wahrscheinlich beende ich heute die Geschichte, es ist also eher unwahrscheinlich, dass ich das Konzept noch einmal umändere, aber ich denke, ich möchte trotzdem noch etwas warten.
Außerdem, ihr wisst schon, Vorfreude und so.
Eine weitere Frage war diese, ob der neue Roman wieder Teil einer Reihe sein wird. Auch darüber bin ich mir selbst noch unschlüssig. Die ursprüngliche Idee ist eher in Richtung Stand Alone Roman gegangen. Aber zu der Zeit hätte die Geschichte ja auch noch in Italien angesiedelt sein sollen. Und nachdem ich dieses Buch mit diesem Setting auch unbedingt noch schreiben möchte, könnte es schon sein, dass ich das als zweiten Teil einer Reihe umsetze, aber wie gesagt, das ist alles für mich noch sehr vage und die Idee nicht ausgereift.
Aber ich schwöre euch, ich kann es selbst nicht mehr erwarten, wenn alles konkreter wird und ich euch mehr von meinem neuen Baby berichten darf.

eine Lieben, ich kann mich noch exakt an meine Gedanken Ende September erinnern, als ich meinen letzten Bericht verfasst habe. Schon damals stand für mich fest, dass ich meinen nächsten Bericht erst veröffentlichen würde, wenn ich zumindest die ersten Kapitel geschrieben hätte. Ich habe mir diesen Tag so sehr herbeigesehnt, da ich gerade die Wochen vor Schreibbeginn dem Wahnsinn nahe war. Dass ich mich verrückt gemacht habe, ist pure Untertreibung. Ich wusste, dass ich mich besser fühlen würde, wenn ich zumindest die ersten Seiten geschrieben hätte, – und jetzt habe ich einfach so mein viertes Buch vollendet.
Okay, nein, dem Wahnsinn fühle ich mich noch immer sehr nahe.
Sehr stolz auf mich bin ich außerdem, dass ich es relativ gut geschafft habe, hier weiterhin regelmäßig Blogbeiträge zu veröffentlichen und auch meinen anderen Verpflichtungen nachzukommen. Wie das alles funktioniert hat, ist mir heute ehrlich gesagt ein Rätsel. Da waren wohl größere Mächte im Spiel.
Ja, es ist passiert, ich habe es wieder getan. Ein neues Baby wird in diesem Jahr noch laufen lernen und ich kann es jetzt schon nicht mehr erwarten, euch mehr davon zu erzählen. Alles Liebe von einem sehr glücklichen Schreiberlein, love&peace,