Mirli´s Lesecafé – Ohne ein einziges Wort

Meine Lieben, “Ohne ein einziges Wort”, den Debütroman von Rosie Walsh, habe ich Anfang des Sommers in meinem Bücherregal gefunden. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie ich das Buch im Buchladen gefunden hatte und sofort auf den Klappentext angesprungen bin. Ich weiß auch noch, dass ich bereits beim Kauf fix davon ausgegangen bin, dass dies ein Anwärter auf einen Platz in meinem Lesecafé sein könnte. Dann habe ich die Geschichte gelesen und offensichtlich doch nicht als gut genug befunden. Vor ein paar Wochen ist mir das Buch wortwörtlich entgegen geflogen und ich habe es erneut gelesen und plötzlich wollte ich nichts anderes, als euch davon zu erzählen. Ist es nicht oft seltsam, dass Dinge, in die man sich vom ersten Blick an verliebt hat, beim zweiten Betrachten an Glanz verlieren und andere Dinge, die man überhaupt nicht am Schirm hatte, sich plötzlich von hinten herum in dein Herz schleichen. Manche Dinge, Begegnungen und Menschen verdienen es, dass man nicht locker lässt, dass man einen zweiten Blick riskiert und dass man ihnen und seinen Gefühlen vertraut. Sarah ist genau so ein Mensch, der nicht aufgibt und einen zweiten Blick riskiert und deshalb möchte ich euch heute ihre Geschichte vorstellen und vielleicht braucht ihr keine drei Jahre, um euch zu verlieben.
Schön langsam macht sich in meinem Lesecafé immer mehr Herbststimmung breit und ihr wisst ja, im Grunde gibt es für mich keine schönere Jahreszeit als den Herbst, wenn die bunten Blätter vor dem Fenster im Wind rauschen, die frischen Zimtschnecken im Ofen einen herrlichen Duft verbreiten und wir uns in einer spannenden und romantischen Geschichte verlieren können. Oh ja, es ist endlich wieder Herbstzeit in Mirli´s Lesecafé, also macht es euch gemütlich und lasst euch von mir nach England entführen, alles Liebe, x S.Mirli!

Buchvorstellung “Ohne ein einziges Wort”

Autor: Rosie Walsh
Erscheinungsdatum: Mai 2018 im Goldmann Verlag
Seitenanzahl: 528
Preis bei Amazon: 9,99€

Autor: “Ohne ein einziges Wort” ist das Erstlingswerk der britischen Autorin Rosie Walsh und wurde über Nacht in 30 Ländern verkauft. Wenn Rosie nicht schreibt, geht sie gerne spazieren, spielt Violine in einem Orchester, kocht und rollt ihre Yogamatte aus, so oft sie kann. Sie lebt mir ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn in Bristol.

Klappentext: Stell dir vor, du begegnest einem Mann, einem wundervollen Mann, und verbringst sieben Tage mit ihm. Du bist dir sicher: Das ist die große Liebe, und es geht ihm ganz genauso.
Zweifellos.
Dann muss er verreisen und verspricht, sich auf dem Weg zum Flughafen zu melden. Aber er ruft nicht an. Er meldet sich gar nicht mehr. Deine Freunde raten dir, ihn zu vergessen, doch du weißt, irgendetwas muss passiert sein. Es muss einen Grund für sein Verschwinden geben. Und nun stell dir vor, du hast recht. Es gibt einen Grund, aber du kannst ihn nicht ändern.
Denn der Grund bist du.

Eins vorweg, Rosie Walsh ist Meisterin darin, einen auf falsche Fährten zu locken, das sei gleich zu Beginn erwähnt. Wir steigen in diesen Roman mit einem Brief ein. Ein rätselhafter Brief. Natürlich fängt man als Leser sofort an, Vermutungen anzustellen, wer ihn geschrieben haben könnte und vor allem an wen.

“Und plötzlich warst du da: ein buntes Herbstblatt, das lustig über den stumpfen bleigrauen Rosen taumelte. Vorsichtig richtete ich mich auf und roch das Leben; spürte den Tau an den Füßen; sah das in mannigfachen Tönen leuchtende Grün ringsum. Ich versuchte, dich zu fassen, deine Hand zu nehmen, dir in die Augen zu schauen, aber wie ein optischer Brennfleck bist du immer wieder zur Seite gehuscht; bist ungreifbar geblieben. Ich werde nie aufhören, nach dir zu suchen.”

Der Roman “Ohne ein einziges Wort” wird hauptsächlich aus der Sicht der Hauptprotagonistin Sarah erzählt, doch immer wieder kommt in kurzen Sequenzen auch eine andere Person zu Wort, von der man sehr stark vermutet, dass es Eddie, der zweite Hauptcharakter, sein muss. Doch ob dieser Schein nicht trügt, das will ich euch lieber noch nicht verraten.

“Eddie lag neben mir. Sein Daumen streichelte meinen. Behutsam, sanft wie die Wolken, die gemächlich über die schmale Mondsichel am Himmel über uns strichen.”

Rosie Walshs Schreibstil ist wunderschön und einzigartig. Der Roman ist flüssig zu lesen und beschreibt die malerische Landschaft des sommerlichen Gloucestershire auf ganz besondere Weise. Wir springen zeitweise zwischen verschiedenen Sichtweisen umher, genauso wie in der zeitlichen Abfolge, denn natürlich dürfen wir Sarah und Eddie dabei begleiten, wie sie sich kennenlernen und diese einzigartige, besondere Verbindung zwischen den beiden entsteht, weshalb man auch als Leser selbst nicht glauben und verstehen kann, dass Eddie sich aus reinem Kalkül nicht mehr bei Sarah meldet. Sehr schnell ist man Sarahs Meinung – irgendetwas MUSS passiert sein.
Immer wieder versucht Sarah, Eddie zu erreichen, da sie es einfach nicht glauben kann.

“Ich lehnte mich gegen die Wand. Hoffte, er würde nicht drangehen. Hoffte, er würde drangehen. Überlegte, was ich sagen sollte, wenn wir miteinander redeten. Und ich tun sollte, wenn wir es nicht täten.”

Bei ihrer Suche bekommt Sarah Unterstützung von ihren besten Freunden Jo und Tommy und auch in diese Nebencharaktere verliebt man sich sofort. Sarah ist nur zu Besuch in England, da ein Vorfall in ihrer Jugend sie dazu gezwungen hat, ihre Heimat zu verlassen. Nun lebt sie in Kalifornien, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann eine eigene Firma leitet. Ja, Sarah ist verheiratet. Könnte Eddie das herausgefunden haben und sich deshalb nicht mehr melden? Ist die Antwort so simpel?

“Lieber Eddie, schrieb ich, vermutlich weißt du inzwischen, dass ich verheiratet bin. Wie gerne hätte ich dir die ganze Geschichte persönlich erklärt – aber eins sollst du hier und jetzt erfahren: Ich bin inzwischen nicht mehr verheiratet. Ich war – und bin immer noch – Single. Und ich möchte dich gerne wiedersehen und mich bei dir entschuldigen und dir alles erklären. Sarah”

In Sarahs Vergangenheit muss etwas Tragisches geschehen sein – das wird einem sehr schnell bewusst -, das sie bis in die Jetzt-Zeit begleitet. Man stellt Überlegungen an, Vermutungen, ist sich als Leser absolut sicher, dass man schon lang weiß, was passiert sein muss. Oder etwa doch nicht?

“Ach, mein Igelchen. Wie du mir fehlst. Gerade geht es mir gar nicht gut. Ich weißt nichts mit mir anzufangen – habe das Gefühl, den Verstand zu verlieren.”

Anrufe, bei denen nur lauter Atem zu hören ist, dunkle Gestalten, die plötzlich auftauchen und wieder verschwinden, nächtliche Drohungen übers Telefon und immer wieder meint Sarah, Eddie an einer Straßenecke zu sehen, obwohl sie bereits lang nach Kalifornien zurückgekehrt ist. Was ist in Sarahs Vergangenheit geschehen, waren all die Gefühle, die sie in Eddies Augen und Taten sehen konnte, tatsächlich nur vorgespielt. Was ist nur passiert?

Fazit: Bereits in der Einleitung habe ich euch erzählt, dass es für mich zwei Anläufe gebraucht hat, um mich in diese Geschichte zu verlieben, was aber nicht an dem Roman selbst gelegen hat, das möchte ich betonen, sondern wohl eher an mir selbst. Oft spielt beim Lesen eines Romans die momentane eigene Lebenssituation eine mindestens genauso tragende Rolle, weshalb man auch eine Geschichte eigentlich immer wieder auf eine ganz neue Art lesen kann. Vielleicht war ich vor drei Jahren zu sehr abgelenkt oder konnte mich aus einem anderen Grund nicht richtig in diesen Roman einfinden, aber dieses Mal hat es eindeutig Zoom gemacht und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, da ich so sehr auf die Erklärung gehofft hatte, was mit Eddie geschehen ist. Warum er sich nicht mehr bei Sarah gemeldet hat. Ob ich die Erklärung gefunden habe und ob es ein Happy End oder wenigstens eine Antwort für Sarah gegeben hat, das kann und will ich euch nicht erzählen, dafür müsst ihr “Ohne ein einziges Wort” schon selbst lesen und ich verspreche euch, ihr werdet es nicht bereuen. 
Mein Fazit also: absolute Kaufempfehlung, was denn sonst!

eine Lieben, wie sehr ich es doch liebe, euch immer wieder mit neugierigen und erwartungsvollen Gesichtern in meinem Lesecafé vorzufinden. Ich weiß natürlich, dass ich euch jeden Monat – egal ob Herbst, Frühling oder Sommer – erzähle, dass es die perfekte Lesezeit ist. Aber der Herbst hat eindeutig die Nase vorne. Wenn man mich nach meinem liebsten Hobby oder nach meiner liebsten Beschäftigung fragen würde, dann wäre die einzige denkbare Antwort: lesen. Immer und überall. Aber ganz besonders gerne in meiner Kuscheldecke vergraben, mit einer duftenden Kerze neben mir, einer heißen Kanne Tee und im Idealfall auch noch Regentropfen, die an die Fensterscheibe prasseln. Das bedeutet für mich ultimatives Glück und wenn ich dann auch noch eine Geschichte in meinen Händen halte, die mich so sehr fesselt, dann kann es locker passieren, dass ich nicht einmal zur Tür gehe, wenn es läutet und mein Telefon gekonnt überhöre. Ich wünsche euch wunderschöne, kuschelige und niemals endende Lesestunden und wir, wir lesen uns in ein paar Tagen hier wieder. Ich freue mich auf euch. Alles, alles Liebe, love&peace,