Unglaublich, ein viertel Jahrhundert! Was ist euer Geheimnis?
Was ist euer Rezept für eine so lange Beziehung?
Was ist dein Rat für Beziehungen?
Verrätst du uns dein Geheimnis?

So oder so ähnlich könnte ich noch ewig weitermachen …

eine Lieben, als ich euch kürzlich um Fragen für ein überfälliges Q&A gebeten bzw. um Beitragswünsche gefragt habe – wie soll ich sagen? -, was habe ich nur für eine grandiose Community! Ehrlich, das ist es, was mir so Freude an dem allen hier bereitet. Ich brauche nur irgendwo kleine Andeutungen zu machen und es kommt sofort so viel von euch zurück. Das liebe ich an dieser Seite so sehr. Es fühlt sich niemals an, da bin ich und da seid ihr, sondern es ist immer ein Wir.
Und das ist schon die beste Einleitung für diesen Beitrag.
Also an dieser Stelle noch einmal tausend Dank für, na ja, einfach EUCH. Für die Fragen, für eure Nachrichten und Kommentare immer. Dafür, dass ihr das alles hier so fleißig und aktiv mitgestaltet. Es sind nicht nur Worte, wenn ich sage, ich habe die allerbesten Leser der Welt!
So, das musste an dieser Stelle mal wieder gesagt werden.

Aber ja, ich habe kürzlich um Fragen gebeten und die häufigste – also wirklich, das da oben ist nur ein minimaler Auszug – der Fragen, die ich erhalten habe, sind um dieses Thema gekreist. Mein Mann und ich haben Ende August unseren 25-jährigen Kennenlerntag gefeiert, und glaubt mir, das hat selbst mich schockiert. Mir bewusst zu machen, dass wir seit einem viertel Jahrhundert gemeinsam das Leben teilen. Oder, wie ich es viel lieber ausdrücken würde, unser beider Leben ergänzen.
Es gibt da dieses Zitat, von dem ich leider nicht weiß, von wem es stammt, aber es trifft unsere Beziehung exakt auf den Punkt:

“Ohne dich, bin ich nur halb.”

Und so ist es eigentlich von der allerersten Sekunde an gewesen.
Mein Mann ist, klar, mein Ehemann, mein Lebensgefährte, mein Partner, aber in erster Linie ist er mein allerbester Freund. Ich weiß, das sagen Paare ständig voneinander, sodass es eigentlich schon etwas abgedroschen oder einfach nur cheesy klingt. Aber es ist nun mal Fakt, mein Mann ist mein allerbester Freund auf dem Planeten! Ich hatte noch nie einen Freund dieser Art, und ich kann mir auch nicht vorstellen, mit jemand anderem all das zu teilen, was ich mit ihm teile.

Freundschaft

Ihr habt mich nach meinem bzw. unserem Geheimnis gefragt. Meine Antwort ist, für eine lange, glückliche Beziehung gibt es kein Geheimnis, das nur glückliche Paare teilen bzw. in das nur wir eingeweiht wurden. Keine Formel, die nur uns Auserwählten bekannt ist. Aber wenn ihr es trotzdem gerne so sehen möchtet, dann wäre eben dies meine Antwort: Heiratet euren besten Freund, und der Rest, ja der Rest ist harte Arbeit. Aber die schönste Arbeit mit dem größten Ertrag, den man sich vorstellen kann.

Kommunikation

Etwas, was mit dieser innigen, engen Freundschaft einhergeht, ist Kommunikation. Du kannst einen richtig guten Freund haben, wenn ihr aber nicht über alles sprechen könnt, dann ist es trotzdem keine wahre, tiefe Freundschaft. Und man soll es nicht nur können, man soll es auch wirklich tun. Ich brauche diese Metapher mit dem Murmelglas wohl nicht ausführlich zu erklären, oder? Diese Geschichte kennen wir doch alle – ich fürchte, eine ganze Murmelfabrik würde bei uns nicht ausreichen, um ein Glas jemals leer zu bekommen. Wir reden viel. Wir reden ständig. Über alles. Und zwar WIRKLICH über alles.

Vertrauen

Es wird zwar immer gesagt, man darf und soll auch in einer Beziehung seine Geheimnisse haben, seine ganz persönlichen Geschichten. Aber selbst wenn ich wollte, ich könnte nichts für mich behalten. Ich will alles immer mitteilen und eben am liebsten meinem Mann. Niemand (wahrscheinlich nicht einmal ich selbst) weiß so viel über mich und kennt mich so gut. Und umgekehrt genauso. Das könnte beängstigend sein, ist es aber nur, wenn man kein Vertrauen hat. Nicht zueinander. Nicht in die Beziehung. Und nicht zum Partner.

Loyalität

Wir interessieren uns füreinander. Wir wollen wirklich wissen, was im anderen vorgeht. Wie der Tag war. Was man fühlt. Denkt. Wovon man träumt. Wir unterstützen uns in allem. Coachen uns. Treiben uns gegenseitig an.
Und wir sind füreinander die stärksten und ehrlichsten Kritiker, aber deshalb niemals böse. Wir wissen, dass nichts als Wohlwollen dahintersteckt, wenn man auch einmal nicht so schöne Themen ansprechen muss.
Ist das immer einfach? Führt das nie zu Konflikten? Streiten wir nie?
Ha, bei uns fliegen regelmäßig ordentlich die Fetzen, aber genau das gehört doch auch zu einer gesunden Beziehung. Wenn man schwierige Themen immer nur umschifft, um keine Konflikte zu erzeugen, dann explodiert irgendwann alles und vielleicht zu einem Zeitpunkt, wenn es nicht mehr zu reparieren ist.

Reparatur

Und genau das ist es, was gemeint ist, wenn immer von harter Arbeit gesprochen wird, dass eine Beziehung harte Arbeit ist. Mein Mann und ich wurden beide noch so erzogen, dass man etwas, wenn es kaputtgeht, repariert. Selbst wenn das Modell vielleicht nicht mehr ganz den neuesten Standards entspricht, auch hier und da schon etwas mitgenommen aussieht, man tauscht es nicht einfach gegen etwas Neues aus, weil es interessanter erscheint. Man setzt sich hin und repariert, was kaputtgegangen ist. Man ruft sich in Erinnerung, welche treuen Dienste einen genau dieses Modell geleistet hat, was einen verbindet, was man alles zusammen erlebt hat. Nein, man tauscht Dinge nicht einfach aus, nur weil etwas anderes glänzender erscheint. Man setzt sich hin, repariert, poliert und erneuert, bis es schöner glänzt als jedes neue Modell, das gerade erst auf den Markt gekommen ist.
Na ja, und man poliert vielleicht auch ein wenig an sich selbst rum.

Respekt

Ich habe erst kürzlich einen Bericht gesehen, in dem es um Paare und Gewichtszunahme gegangen ist. Dieses typische und weit verbreitete Gehenlassen, sobald man einen Partner gefunden hat, ist eben genau das, weit verbreitet. Natürlich könnte man jetzt einwerfen, wie oberflächlich mein Denken ist, aber sind wir mal ehrlich, wenn wir Single sind, stecken wir so viel Arbeit in uns und unser Aussehen, um attraktiv zu erscheinen und für das andere (oder auch gleiche natürlich) Geschlecht anziehend zu wirken. Sobald wir dann einen Partner gefunden haben, erscheint das oft nicht mehr so wichtig. Trotzdem sind wir eine in erster Linie visuell geprägte Gesellschaft. Aussehen IST wichtig, in so vielen Bereichen. Und eben nicht nur in der Partnersuche, sondern auch, wenn es darum geht, einen Partner zu halten. Natürlich würde ich mich niemals von meinem Mann trennen, wenn er eine Glatze bekommt oder zunimmt (hatten wir beide schon), aber es hat etwas mit Respekt dem anderen gegenüber zu tun, dass man versucht, auch nach Jahren noch attraktiv für den anderen zu erscheinen.
Ich will ehrlich sein, in erster Linie mache ich es für mich, aber natürlich möchte ich auch für meinen Mann schön sein und schön bleiben. Und umgekehrt genauso. Auf gewisse Weise erwarte ich das sogar.

Respekt ist im Grunde eine dieser geheimen Formeln einer langen, glücklichen, harmonischen Beziehung. Respekt deckt so viele verschiedene Themen ab. In der Art, wie ich mit meinem Mann spreche und auch möchte, dass er mit mir spricht. Wir wissen, Worte sind die schärfste Waffe und können so stark verletzen wie nichts sonst. Deshalb wähle ich meine Worte immer bedacht – auch in Streitsituationen, obwohl das nicht immer die einfachste Aufgabe ist. Respekt in der Art, wie wir miteinander umgehen. Vor allem auch im Alltag. Dass wir nicht darum streiten, wer staubsaugt, wer den Geschirrspüler ausräumt, etc. Sondern dass wir das gerne tun, um dem anderen Arbeit abzunehmen. Indem wir uns mit kleinen Aufmerksamkeiten überraschen, kurze Nachrichten schicken “Ich denke an dich!”, usw. Ja, einfach Respekt. Wir lassen den anderen nicht warten, denn nichts ist so respektlos, wie anderen die Zeit zu stehlen. Wir respektieren, dass wir uns in so vielem ähnlich sind, aber in anderen Dingen komplett konträr. Dass wir uns nicht für alles gleich stark interessieren können. Und auch nicht müssen. Dass wir es aber zumindest versuchen, weil es dem anderen wichtig ist.

Und, für mich eine der wichtigsten Formeln in diesem ganzen Beziehungsding, was definitiv viel mit Respekt zu tun hat und neben dem Besten-Freund-heiraten wahrscheinlich DIE Geheimzutat unserer Beziehung ist: Jeder Mensch hat seine Eigenarten. Je länger man zusammen ist, desto mehr fallen einem gewisse Dinge auf, die man, solange man die bekannte rosarote Brille noch trägt, nicht einmal sehen würde, selbst wenn man sich noch so anstrengt. Aber mit den Jahren fragen wir uns, wie blind wir sein konnten, dass wir gewisse Dinge nicht schon früher bemerkt haben. Seltsame Ticks, nervige Angewohnheiten, die uns plötzlich in den Wahnsinn treiben. Wie viele Beziehungen sind an genau solchen Themen schon gescheitert? Die Antwort, die Lösung, die dabei hilft? Jemanden heiraten, der komplett frei von solchen schlechten Angewohnheiten ist? Nein, denn es gibt auf dem ganzen Planeten keinen Menschen, der so ist. Und genau dessen muss man sich bewusst werden. Ich bin auch nicht fehlerlos. Genau wie mein Mann habe ich nervige Angewohnheiten, bin schwierig hoch tausend, sehr anstrengend, sehr fordernd, habe so meine eigenen Geschichten. Aber eben, das haben bzw. sind wir beide! Und so gerne ich meinen Mann oft an die Wand klatschen würde, weiß ich, dass es ihm mit mir häufig nicht anders geht. Und deshalb tun wir es beide nicht. Wir respektieren und akzeptieren, dass wir nicht fehlerlos sind, aber dass die positiven Eigenschaften jede nervige wettmachen.

Akzeptanz

Denn genau das sind die wichtigsten Faktoren, um lange bzw. wie ich es sehe ewig miteinander glücklich zu sein und zu bleiben: Respekt und Akzeptanz.
Hört sich alles so einfach an, oder?
Als ob wir miteinander das große Los gezogen haben, oder?
Na ja, auf gewisse Weise stimmt das sogar, weil wir beide extrem emphatische Menschen sind und uns jeweils das Glück und Wohl des anderen wichtiger ist als das eigene. Das sind einfach Charaktereigenschaften, die nicht unbedingt etwas mit einem Beziehungsgeheimnis zu tun haben. Wir wissen, was wir aneinander haben.
Habe ich mich in all den Jahren nie für einen anderen Mann interessiert? Laufe ich mit Scheuklappen durch die Welt?
Nein, auch das wäre gelogen. Ich bin nicht blind. Ich schreibe Liebesromane und liebe die Liebe. So schaut es aus. Und ich habe auch schon interessante Bekanntschaften gemacht, keine Frage. Aber ich könnte NIEmals einen Schritt weiter gehen. Denn etwas, das ich niemals über mich bringen würde, wäre, meinen Mann zu verletzen. Ich kann kein Lebewesen leiden lassen. Nicht mit Absicht, und insofern würde ich es einfach nicht übers Herz bringen. Nicht aus rein egoistischen Gründen.
Und ich bin mir absolut sicher, dass es umgekehrt nicht anders ist.

EIN VIERTEL JAHRHUNDERT

Egal was man zusammen durchmacht, wer den Weg kreuzt, was auf einen zukommt, je mehr Jahre miteinander vergehen, desto enger wird das Band, das einen verbindet. Und desto größer wäre der Verlust all dessen, was man miteinander erlebt hat. All das wäre zunichte gemacht für einen unbedachten Augenblick. Dieses Wissen macht vieles leichter. Das macht es leichter, zu verzeihen, das macht es leichter, zu respektieren, zu akzeptieren, zu bleiben.
Man hat ein viertel Jahrhundert zusammen verbracht, wie blöd wäre man, dies aufgrund von ein paar Problemchen einfach zu vergessen.
Ich denke so. Und ich weiß, dass er genauso denkt.
Weshalb ich mir darin so sicher sein kann?
Weil er und ich wir sind.
Wir sind einfach wir und anders gibt es uns nicht.
Wir tragen beide unsere Eheringe nicht mehr – seiner ist zu klein, meiner ist schon vor Jahren verlorengegangen -, aber das sind nur Symbole. Und wenn einer mal den Hochzeitstag vergessen sollte: So what! Wichtig sind die Taten im Leben. Im Alltag. Nicht Symbole.
Ich vertraue ihm zu 100%.
(Und halte immer ein Kastrationsmesser unter der Matratze versteckt … Scheeerz)

eine Lieben, ich weiß jetzt ehrlich nicht, ob das irgendwem hilft. Ist es ein Geheimnis oder hört es sich an wie jeder zweite Beziehungsratgeber (was ich nicht wüsste, denn ich habe noch nie einen gelesen)? Ich will ehrlich sein, dieses Gerede überall von “eine Beziehung ist harte Arbeit” habe ich gerade ähnlich von mir gegeben, aber so hart ist es eigentlich gar nicht. Ich glaube tatsächlich, die Grundformel für fünfundzwanzig absolut glückliche Jahre und eine Beziehung, wie wir sie führen, ist die Partnerwahl. Wir hatten Glück, dass wir uns gefunden haben. Wir beide wollten zu diesem Zeitpunkt absolut keine Beziehung. Mein Mann war sowieso eher der Typ “ungebunden ein Leben lang” und wollte eigentlich nie heiraten, und ich hatte gerade erst angefangen, mir ein Leben aufzubauen, und wollte mich davon nicht ablenken lassen.
Was für ein Glück, dass wir einfach nicht anders konnten, als dieses Leben gemeinsam aufzubauen.
Ich finde, wir haben das ganz schön gut hinbekommen bisher.
Seid ehrlich, bitte, hat das geholfen? War es das, was mit diesem Beitragswunsch gemeint war? 
Es gibt kein Geheimnis fürs Glück. Ein glückliches Leben machen wir uns selbst. Und wenn man liebt, dann hat man den ersten Grundstein dafür schon gelegt. Der Rest ist Zeit …

Alles Liebe, love&peace,