Cinderella´s Secret – Schweriner Schloss

Meine Lieben, wir durchforsten das Internet, wir lesen unzählige Reiseberichte, lassen uns von Instagram und Co inspirieren – die schönsten Bilder, die buntesten Reiseziele, die schönsten Städte und Orte. Wir wollen sie alle sehen. Die Welt entdecken und erobern. Je weiter, desto besser. Je luxuriöser und je klingender der Name, desto lieber. Wir geben Unmengen für Flugtickets und Hotels an den angesagtesten Hotspots aus. Warum eigentlich?

Entscheiden wir wirklich noch selbst, was wir tun wollen, wohin wir reisen wollen? Ist der Urgedanke der, wo wir uns selbst am liebsten sehen oder überlegen wir, was hört sich am besten an, wenn wir von unseren Reiseplänen berichten. Mit welchem Urlaubsort kann ich am besten auf Social Media oder vor Freunden und Arbeitskollegen glänzen. Jetzt mal ganz ehrlich, wie oft spielt dieser Gedanke zumindest eine kleine Rolle?

Ich werfe nur einmal ein paar Begriffe in den Raum: Lissabon, Dubai, die letzten Jahre war es Santorin und Mykonos. Na, klingelt da etwas? Vor zehn Jahren hat sich nicht unbedingt die Masse für Portugal interessiert, seit zwei Jahren ist es the place to be und wir wollen uns mit diesen Orten schmücken. Natürlich werden wir an keinen Ort reisen, der uns nicht wirklich interessiert. Bestimmt habe wir wunderschöne und ansprechende Impressionen davon gesehen, aber beeindruckende Orte und Sehenswürdigkeiten gibt es nicht nur in Paris und London und New York. Warum nicht einmal nach Bukarest oder Riga reisen – oder nach Schwerin.Schwerin – wenn mein Mann nicht beruflich in dieser Gegend gelandet wäre, ich wäre wohl nie auf die Idee gekommen, hier Urlaub zu machen. Schon seit meiner Kindheit verbringe ich regelmäßig Zeit in Deutschland. Ich liebe Norddeutschland, bin nicht zum ersten Mal in dieser Gegend, aber habe ich dabei jemals einen Gedanken an Schwerin verschwendet – hier bekommt ihr ein eindeutiges nein von mir zu hören.

Ich muss sogar zugeben, die ersten zwei Wochen, die ich nun schon in unmittelbarer Nähe zu dieser nicht einmal 100.000 Einwohner Stadt verbracht habe, bin ich vorher nach Hamburg und Berlin gefahren – habe die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern erst einmal außen vor gelassen.An diesem einen Sonntag wollten wir es allerdings einfach einmal ruhig angehen lassen – das herrliche Wetter und die Sonne genießen. Plan war, einen kurzen Blick auf das Schweriner Schloss zu werfen und den Rest des Tages in der Sonne liegend zu verbringen. Wir haben also am späten Vormittag unser Auto abgestellt, die Kamera geschnappt und haben von der Ferne aus einen Blick auf das Wahrzeichen der Stadt geworfen.Bereits zuvor sind wir öfter die Woche daran vorbeigefahren, schon da hat mich die einzigartige Architektur und die wunderschöne Lage zwischen Schweriner See und Burgsee angesprochen, aber ich musste einen zweiten, einen genaueren Blick riskieren, um mein Herz zu verlieren.

Bei herrlichen sommerlichen Temperaturen sind wir durch den Schlosspark spaziert und ich konnte nicht glauben, was sich dort vor mir auftat. Ich habe schon unzählige Schlösser gesehen und besichtigt, egal ob die Schlösser an der französischen Loire, England, Schottland. Sei es Schönbrunn in Wien, Versailles in Paris, die Alhambra in Granada, Schloss Neuschwanstein, sogar im Buckingham Palace war ich bereits. Ich habe all die bekennenden “Cinderella Schlösser” schon gesehen.Dachte ich zumindest. Mein absoluter Favorit war bis zuletzt das Schloss Chambord, das 15 Kilometer östlich von Blois im Loiretal liegt. Es wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts unter König Franz I als Jagdschloss errichtet und gilt als das prächtigste aller Loireschlösser und dem kann ich nur zustimmen. Für mich war es bisher, wie gesagt, sogar das schönste und beeindruckendste aller Schlösser, die ich jemals gesehen habe – Betonung liegt auf bisher, denn dann kam dieser Sonntag in Schwerin.

Über knirschenden Kiesboden sind wir durch diese imposante Gartenanlage des Schlossparks auf dieses architektonische Meisterwerk zuspaziert. Alleine diese wunderschönen Gartenanlagen suchen schon ihresgleichen. Alles so gepflegt und wunderschön, da die Gartenanlagen für die Bundesgartenschau 2009 rekonstruiert bzw. neu angelegt wurden. Das Schweriner Schloss war jahrhundertelang die Residenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge. Heute ist es Sitz des Landtages. Es gilt als das bekannteste und prächtigste aller über zweitausend Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern und gilt als bedeutendstes Beispiel des Romantischen Historismus in Europa.

Das heutige Schloss ist in einem tausendjährigen Prozess gewachsen. Seine ringförmige Gestalt geht auf eine Wallanlage einer slawischen Burg zurück, die um das Jahr 965 errichtet wurde. Die Umgestaltungsphasen durch die Jahrhunderte hindurch sind ab 1500 durch eine Fülle schriftlicher und bildlicher Zeugnisse umfassend dokumentiert. Das Schloss, wie wir es heute besichtigen können, entstand durch einen tiefgreifenden Um- und Neubau in den Jahren 1845 bis 1857.

Aufgrund seiner romantischen Erscheinung wird das Schweriner Schloss auch als “Neuschwanstein des Nordens”, “Cinderella-Schloss” oder auch als “Märchenschloss” bezeichnet und genau das waren auch die ersten Begriffe, die mir durch den Kopf geschossen sind. Als Kind war ich Mädchen durch und durch – mit Barbiepuppen, Wendy-Heften und allem drum und dran und natürlich war auch mein eindeutiger Berufswunsch, Prinzessin zu werden. Nachdem Meghan Markle mir den letzten halbwegs ansprechenden Prinzen nun vor der Nase weggeschnappt hat, sollte ich diesen Plan nun endgültig verwerfen. Ehrlich gesagt, hatte mein Berufswunsch damals schon sehr gelitten, als mir meine Mama Prinzessin Diana im Fernsehen gezeigt hatte und ich erkennen musste, das Prinzessinnen in der heutigen Zeit keine rosa Tüllkleider mehr tragen – ein schwerer Schlag für mich, wie ihr euch vorstellen könnt.Aber an diesem Tag konnte ich mir für ein paar Stunden vorstellen, ich wäre Prinzessin. Mit meinem flatternden Rock sind wir durch die Schlossgänge spaziert, denn wie es sich für eine Prinzessin für einen Tag gehört, mussten wir an diesem Tag natürlich keinen Eintritt bezahlen. Besonders beeindruckt hat mich der Thronsaal, aber mein absolutes Highlight und schuld an all diesen Liebesbekundungen war der Garten um die Orangerie herum. War es wirklich Magie oder ein Märchen – denn in einem Moment meinte ich mich noch in Deutschland zu wissen und im nächsten war ich in Südfrankreich oder Italien oder an einem anderen exotischen Ort.Strahlend blauer Himmel, die Haut von der Sonne gewärmt, überall schwirrte und flatterte es, das Plätschern des Brunnens, alles üppig blühend. Ich habe sehr selten das Bedürfnis, mir an unpassenden Orten die Schuhe auszuziehen und barfuss durch die Gegend zu tanzen, aber in diesem Moment wollte ich nichts anderes tun, allerdings geziemt sich das nunmal nicht für eine Prinzessin, ich muss also warten, bis ich als normales Fußvolk wiederkomme.

Ja, ich bin verliebt. Ich bin schwerst verliebt und ich war Prinzessin für einen Tag. Wenn der Wetterbericht eigentlich Regen voraussagt, wenn man ein einfaches Gebäude in einem bisher nichtssagenden Ort erwartet und dann Mary Poppins like in ein buntes und wunderschönes Gemälde springt und nach 35 Jahren endlich seinen Traum vom Prinzessinensein verwirklichen kann – behaupte noch einmal jemand, Träume und Märchen können nicht Wirklichkeit werden.

Meine Lieben, da ich euch ja versprochen habe, ich würde euch von all meinen Abenteuern hier im Norden berichten, hatte ich ursprünglich vor, einige meiner Erlebnisse einfach “nur” in meine Lebensschnipsel hineinzupacken. Immerhin will ich euch ja auch nicht mit einem Reisebericht nach dem anderen nerven, aber ab und zu macht das Leben so sein eigenes Ding. Wie hätte ich denn ahnen sollen, dass mein Herz ganz laut zu klopfen beginnt, dass meine Augen nicht aufhören können zu strahlen und dass ich eben für einen Tag Prinzessin sein darf. Ihr Lieben, wann wart ihr das letzte Mal so richtig überrascht, weil ein Moment, eine Person oder ein Ort so ganz anders war, als erwartet, wie sucht ihr eure Urlaubsorte aus und wann wart ihr das letzte Mal Prinzessin (oder natürlich Prinz) für einen Tag? Ich freue mich so sehr auf eure märchenhaften Geschichten und ich verabschiede mich jetzt bis nächsten Mittwoch und dann schauen wir mal zurück, was ich denn sonst noch so getrieben habe im Mai. Alles, alles Liebe, love&peace

*Quelle: Wikipedia und eigene Erlebnisse und Erfahrungen